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5.2. Musik, GefĂŒhl, Gedanke â das kognitivistische Emotionskonzept
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ist, die ein solches GefĂŒhl ĂŒberhaupt generieren: Die Sehnsucht ist auf den spe-
zifischen Gegenstand ausgerichtet oder schlechthin inexistent. Es ist von emi-
nenter Bedeutung, dass hier eine ârichtigeâ Emotion, keine völlig beliebige affek-
tive Erregung gemeint ist. Denn wenn etwa Huron die âstartle responseâ1433 und
Juslin die Ruhe, das Interesse, die Aufregung als âemotionsâ anfĂŒhren,1434 wird
klar, dass hier eben keine âwirklichenâ Emotionen, sondern affektive ZustĂ€nde
oder ungerichtete Stimmungen beschrieben werden. Auch Robinson behauptet
noch, dass Musik das GefĂŒhl ohne alle âcognitive mediationâ ansprechen könne,
wobei sie jedoch ebenso verfehlte Beispiele vorlegte â âMusic can make me feel
tense or relaxed; it can disturb, unsettle, and startle me; it can calm me down or
excite meâ1435 â, was die Verbreitung dieses Arguments verdeutlicht.1436 Nuss-
baum merkte hierzu erneut an: âan emotional state requires an intentional object
in order to be an emotional state.â1437
Damit scheint aber auch Brendels âGefĂŒhl an sichâ höchst prekĂ€r, fĂŒr das
Schopenhauers GefĂŒhlskonzept relativ sicher Pate stand, das auf die Annahme
rekurriert, dass âreineâ Musik ânie die Erscheinung, sondern allein das innere
Wesen, das An-sich aller Erscheinungâ kĂŒnstlerisch reprĂ€sentiere und sie nie
einzelne GefĂŒhle, sondern vielmehr âdie Freude, die BetrĂŒbnis, den Schmerz
[âŠ] in abstractoâ ausdrĂŒcke, âdas Wesentliche derselben ohne alles Beiwerk
also auch ohne die Motive dazuâ.1438 Wenn auch nicht datiert werden kann,
wann Hanslick die Schopenhauerâsche Willensmetaphysik, deren breite Rezep-
tion mit den Jahren 1851â1853 einsetzte,1439 wirklich studierte und ein Zitat
erst Ende 1870 belegt werden kann,1440 wurde Schopenhauer trotzdem indirekt
1433 Huron, âAestheticsâ (wie Anm. 468), S. 154.
1434 Patrik N. Juslin, âMusic and Emotion: Seven Questions, Seven Answersâ, in Music and the
Mind: Essays in Honour of John Sloboda, hrsg. von IrĂšne DeliĂšge und Jane W. Davidson,
Oxford/New York 2011, S. 113â135, hier S. 116; Patrik N. Juslin u.a., âHow Does Music
Evoke Emotions? Exploring the Underlying Mechanismsâ, in Juslin/Sloboda, Music and
Emotion (wie Anm. 1394), S. 605â642, hier S. 609.
1435 Jenefer Robinson, âThe Expression and Arousal of Emotion in Musicâ, in JAC 52/1 (1994),
S. 13â22, hier S. 18.
1436 FĂŒr eine Ă€hnliche UnschĂ€rfe vgl.: Donald Callen, âTransfiguring Emotions in Musicâ, in
The Worlds of Art and the World, hrsg. von Joseph Margolis, Amsterdam 1984, S.Â
69â91, hier
S. 80; Jerrold Levinson, âEmotion in Response to Art: A Survey of the Terrainâ, in
Hjort/Laver, Emotion and Arts (wie Anm. 544), S. 20â34, hier S. 22.
1437 Nussbaum, Representation (wie Anm. 1406), S. 202.
1438 Arthur Schopenhauer, SÀmtliche Werke, hrsg. von Wolfgang Freiherr von Löhneysen,
Frankfurt 1986, Bd. 1, §52, S. 364.
1439 Arthur HĂŒbscher, âSchopenhauer bei Wagners Zeitgenossenâ, in SJB 61 (1980), S. 61â69,
hier S. 61; Martin Gregor-Dellin, âSchopenhauer und die Musiker nach ihmâ, in SJB 64
(1983), S. 51â60; Klein, Musikphilosophie (wie Anm. 64), S. 199.
1440 Eduard Hanslick, âZum Beethoven-JubilĂ€umâ, in Neue Freie Presse (14.12.1870).
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Titel
- Re-Reading Hanslick's Aesheticts
- Untertitel
- Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Autor
- Alexander Wilfing
- Verlag
- Hollitzer Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-526-7
- Abmessungen
- 16.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 434
- Schlagwörter
- Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 7
- Vorwort und Inhalte 9
- 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
- 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
- 1.2. Hanslick und die âidealistischeâ Philosophie 25
- 1.3. Hanslick und die âösterreichischeâ Philosophie 35
- 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
- 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
- 1.6. Anhang â Hanslicks âtönend bewegte Form[en]â 75
- 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik â Ăsthetik versus Kritik 83
- 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
- 3.1. Die erste englische Ăbersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
- 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Ăbersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
- 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
- 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Ăbersetzung: Gurneys Power of Sound 146
- 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
- 3.6. Anhang â Hanslickâsche Rezensionen in Dwightâs Journal of Music 176
- 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? â Definition, Geschichte,Vertreter 179
- 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
- Literaturverzeichnis
- AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
- Quellentexte (Deutsch) 329
- Quellentexte (Englisch) 332
- Forschungsliteratur 333
- Namensindex 423