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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 292 „Many of the things that transmit emotion, or give intuitive expression to their creator’s feelings, or display significant form, are not art works.“1511 Die Splitter des Bechers, den ich aus Zorn werfe, die roten Rosen, die ich einem geliebten Menschen ĂŒbergebe, die schwarze Kleidung, die ich bei einem traurigen Ereig- nis anhabe, können direkter Ausdruck der gegenwĂ€rtigen Affektsituation sein, werden jedoch nicht als Kunstwerke klassifiziert.1512 Dieser Einwand, der von analytischen Philosophen allgemein akzeptiert ist, findet sich auch bei Hanslick, der musikalische ExpressivitĂ€t als umfassende Bestimmung der KĂŒnste verwirft, da Freude und Trauer zwar auch durch ‚reine‘ Musik erweckt werden können, aber beim „Gewinnst des großen Treffers“ und der Diagnose einer tödlichen Krankheit ebenfalls eintreten: „So lange man Anstand nimmt, deshalb ein Lot- terieloos den Symphonien, oder ein Ă€rztliches BĂŒlletin den OuvertĂŒren beizu- zĂ€hlen, so lange darf man auch factisch erzeugte Affecte nicht als eine Ă€sthetische SpecialitĂ€t der Tonkunst oder eines bestimmten TonstĂŒcks behandeln“ (VMS, S.  37).1513 Bei der Ausdrucks-Hypothese als BegrĂŒndung von ExpressivitĂ€t muss aber zuerst betont werden, dass dieses Modell schlechthin redundant ist: Es kann wohl kaum ernsthaft vermutet werden, dass jeder Komponist im kĂŒnstlerischen Schaffensprozess von der affektiven Erregung geleitet worden war, die das voll- endete Kunstwerk angeblich ausdrĂŒckt, womit dessen bewusste TĂ€tigkeit nur als „begeistertes Extemporiren“ aufzufassen wĂ€re (VMS, S.  105).1514 Sobald man hingegen einrĂ€umt, dass auch eine ‚trĂŒbsinnige‘ Tondichtung von einem gerade beschwingten Komponisten geschrieben werden könnte, der wegen eines erteil- ten Auftrags fröhlich aufgelegt ist, wird musikalische ExpressivitĂ€t zur Eigen- schaft des Kunstwerks, was die Theorie der ‚expression‘ entbehrlich macht: 1511 Davies, „Definitions“ (wie Anm.  1109), S.  170. 1512 Es muss hier jedoch bedacht werden, dass mein erstes Beispiel eine spontane Handlung darstellt, letztere dagegen auf sozialer Konvention beruhen. Siehe dazu auch: John Benson, „Emotion and Expression“, in TPR 76/3 (1967), S.  335–357, wo die nuancierten Abstufungen zwischen diversen Begriffen des Ausdrucks eingehend behandelt werden. 1513 Siehe dazu auch den Unterschied von ‚impressive‘ und ‚expressive‘ bei Gurney, der mit Hanslicks Standpunkt kongruent ist (Kap.  3.4). Vgl.: Cooper/Margolis/Sartwell, Com- panion Aesthetics (wie Anm.  886), S.  148; Davies, Musical Meaning (wie Anm.  450), S.  270f.; R.  A. Sharpe, Music and Humanism: An Essay in the Aesthetics of Music, Oxford/New York 2000, S.  55. 1514 Diese These ist fĂŒr moderne Autoren generell ĂŒberholt. Siehe hierzu diverse Arbeiten seit etwa 1980: Kivy, Corded Shell (wie Anm.  673), S.  14f.; Stephen Davies, „The Expression Theory Again“, in Theoria 52/3 (1986), S.  146–167, hier S.  148; Colin Radford, „Emotions and Music: A Reply to the Cognitivists“, in JAC 47/1 (1989), S.  69–76, hier S.  71; Gold- man, „Emotions“ (wie Anm.  1465), S.  60; Dickie, Analytic Approach (wie Anm.  959), S.  121f.; Sharpe, Humanism (wie Anm.  1513), S.  7; Ridley, „Expression“ (wie Anm.  1508), S.  219; Higgins, Universal Language (wie Anm.  389), S.  124; Kania, „Music“ (wie Anm.  450), Kap.  3.1; Naar, „Art and Emotion“, in IEP, Kap.  3b.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des Ă€sthetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adÀquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische MusikĂ€sthetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, GefĂŒhl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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