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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur-Theorie 311 hat, wie bereits gezeigt, durchweg anerkannt, dass emotionale Erregungen des begeisterten Komponisten von dem gegebenen Kunstwerk ‚aufgesogen‘ werden können, diese dann aber „nur mehr als musikalische Bestimmtheit, als Charakter des StĂŒcks“ gelten wĂŒrden. Denn insofern bereits einzelne Elemente eine emo- tionale Charakteristik innehaben, „werden vorherrschende CharakterzĂŒge der Componisten: SentimentalitĂ€t, Energie, Nettigkeit [ab VMS 61881 statt ‚Nettig- keit‘ dann ‚Heiterkeit u.s.w.‘] sich durch die consequente Bevorzugung gewisser Tonarten, Rhythmen, UebergĂ€nge recht wohl nach den allgemeinen Momenten abdrĂŒcken, welche die Musik wiederzugeben fĂ€hig ist“ (VMS, S.  106). Zuletzt sollen erneut Hanslicks EinwĂ€nde zur gelĂ€ufigen Ausdrucks-Hypothese ange- fĂŒhrt werden, die durch meine Lesart von Hanslicks ‚enhanced formalism‘ eine verĂ€nderte Bedeutung gewinnen: Nicht das thatsĂ€chliche GefĂŒhl des Componisten, als eine blos subjective Affec- tion, ist es, was die gleiche Stimmung in den Hörern wachruft. RĂ€umt man der Musik solch’ eine zwingende Macht ein, so anerkennt man dadurch etwas Ob- jectives in ihr, denn nur dieses zwingt in allem Schönen. Dies Objective sind hier die musikalischen Bestimmtheiten eines TonstĂŒcks. Streng Ă€sthetisch können wir von irgend einem Thema sagen: es klinge stolz oder trĂŒbe, nicht aber: es sei Aus- druck der stolzen oder trĂŒben GefĂŒhle des Componisten (VMS, S.  107). Anhand dieser Passagen, die die Kontur-Theorie stellenweise antizipieren, kann also auch bei Hanslick eine Tendenz zum ‚enhanced formalism‘ in Kivys Sinne eruiert werden. Abegg erfasste folglich zu Recht, dass ‚reine‘ Musik fĂŒr Hanslick die TrĂ€gerin von GefĂŒhlen sei und expressive Parameter einschließe, die immanent konzipiert werden,1595 womit Hanslick als ein „non-referenti- al expressionist“ kategorisiert werden könnte.1596 Stephen Benson sprach da- her von Kivy als „latter-day Hanslick“,1597 wĂ€hrend Matthew Pritchard die „neo-Hanslickian propositions“ des ‚enhanced formalism‘ ebenfalls erwĂ€hnte und kritisch aufwarf, ob die analytische Kunsttheorie ĂŒberhaupt „genuinely new insight“ eröffne.1598 Ich will hier aber keinesfalls behaupten, dass Hanslicks ker eine ungleich deutlichere Vorstellung von dem Ausdruck eines ihm fremden Ton- stĂŒcks gibt, daß z.B. zu viel verminderte Septaccorde und Tremolo darin seien, als die poetischeste Schilderung der GefĂŒhlskrisen, welche der Referent dabei durchgemacht.“ VMS, S.  83. 1595 Abegg, Eduard Hanslick (wie Anm.  41), S.  59. Siehe hierzu bereits: SchĂ€fke, Eduard Hanslick (wie Anm.  21), S.  20. 1596 Treitler, „Mozart and Music“ (wie Anm.  775), S.  435; Rothfarb, „Analytical Alternatives“ (wie Anm.  254), S.  55; Nattiez, „Hanslick: Immanence“ (wie Anm.  957), S.  106. 1597 Stephen Benson, „Fairy-Tale Opera and the Crossed Desires of Words and Music“, in CMR 29/2 (2010), S.  171–182, hier S.  181. 1598 Pritchard, „‚Rethinking Hanslick‘“ (wie Anm.  156), S.  351.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des Ă€sthetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adÀquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische MusikĂ€sthetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, GefĂŒhl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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