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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 314 kreisförmige Gegenstände – Fußbälle, Planeten, Murmeln – umrisshaft ‚dar- stellen‘, lassen jedoch keine einzelne treffende Deutung zu. Doch sind mit der zirkulären Silhouette diverse weitere Objekte, die mit ihr keine wirkli- che Kohärenz aufweisen, von der entsprechenden Interpretation ausgeschlos- sen, was Kivys These der kompletten Arbitrarität widerspricht. Nach Hans- licks Argument sind auch Abstufungen der Eindeutigkeit von Expressivität zweifellos erreichbar, was man etwa daran sieht, dass Hanslick bei Christoph Willibald Glucks Arie „Che farò senza Euridice“ explizit betont, dass „Musik für den Ausdruck schmerzlicher Traurigkeit gewiß weit bestimmtere Töne besitzt“ (VMS, S.  57).1605 Hanslick nimmt somit weder an, dass eine monisti- sche Kongruenz der dynamischen Eigenschaften von Gefühl und Musik eruiert werden könnte, noch dass – wie Kivy verzerrend mutmaßte – Text, Musik und Ausdruck komplett arbiträr wären. Hanslick behauptet lediglich, dass eine tendenzielle Bandbreite von musikalischer Expressivität diagnostiziert werden müsste, mit der mehrere spezielle emotivistische Beschreibungen ausgeschlos- sen werden können, die aber eben keine ursächliche Beziehung von Gefühl, Musik und Text sei, was ihre rein ästhetische Wertigkeit in Hanslicks Defini- tion letztendlich marginalisiert: „melodies and other musical elements or pas- sages can be suitable for the expression of feelings, but not in a way in which they would be tied to the expression of only one particular feeling. The same melody could express several different, even disparate feelings. In other words, Hanslick takes musical elements to be indefinitely expressive.“1606 Wenn also auch Kivy und Davies die naheliegende Verknüpfung ihrer ‚Kontur-Theorie‘ mit Hanslicks VMS-Traktat offenkundig unterschätzt haben, was auf der forcierten Auslegung von Hanslicks Argument beruht, welche einer im analytischen Musikdiskurs verbreiteten Hanslick-Deutung geschuldet ist, wurde dieses intimere Verhältnis von anderen Autoren deut- lich gesehen. Klein hat unlängst bemerkt, dass Kivys These als ein Versuch gelesen werden könnte, VMS „noch einmal zu schreiben“,1607 was Grüny1608 und Eggers1609 ebenfalls vertraten, die den Konnex aber über Langers Theorien vermittelt einschätzt, was angesichts der Hanslick-Kenntnis von Kivy als ein 1605 Zu Hanslicks Gluck-Stelle sowie deren scheinbarer Problematik siehe vor allem: Kivy, „Know About Hanslick“ (wie Anm.  397); Yanal, „Third Thesis“ (wie Anm.  451). Vgl.: Davies, Musical Meaning (wie Anm.  450), S.  208f.; Joseph P. Swain, Musical Languages, New York/London 1997, S.  56–58; Nicholas Cook, Analysing Musical Multimedia, Oxford 1998, S.  94f.; Zangwill, „Feasible Formalism“ (wie Anm.  930), S.  623f.; Payzant, Sixteen Lectures (wie Anm.  12), S.  48–50, 109 und 114–116. 1606 Srećković, „Hanslick’s Formalism“ (wie Anm.  793), S.  119. Vgl.: ebda., S.  131. 1607 Klein, Musikphilosophie (wie Anm.  64), S.  191. 1608 Grüny, Kunst des Übergangs (wie Anm.  1040), S.  166. 1609 Eggers, Ludwig Wittgenstein (wie Anm.  237), S.  14.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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