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5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption
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bezeugen kann, dass Hanslicks Hypothese schlicht falsch sei: âthere is greater
than 90 percent agreement about the expressive character of certain musical
passages when subjects are invited to match a list of adjectives to those passa-
ges.â1654 Was man bei derartigen Umfragen aber oft als hohe KohĂ€renz betrach-
tet, scheint letztlich beliebig,1655 was man daran sehen kann, dass Levi bei der
relativ groĂen Spanne von 40%â90% festhĂ€lt: âthe percentage of agreement
tends to be high.â1656 Solche Studien sind aber als Beleg fĂŒr die Theorie von
Davies schlichtweg unbrauchbar: 1. sind derartige Umfragen zirkulÀr, da der
befragende Psychologe dem von ihm gewÀhlten Musikwerk einen objekti-
ven GefĂŒhlsgehalt von vornherein zusprechen muss, um erhaltene Antwor-
ten als ârichtigâ oder âfalschâ zu bewerten. Bei einem rezenten Versuch, fĂŒr
den kurze StĂŒcke von mehreren Sekunden verfasst wurden, um die âsix basic
emotionsâ abzubilden (Staunen, Freude, Trauer, Angst, Zorn, Ekel), die man
den Probanden daraufhin vorspielte, wird dies speziell deutlich.1657 Denn wenn
bei dem âekelhaftenâ MusikstĂŒck ca. je 30Â Prozent âAngstâ, âZornâ und âEkelâ
gehört haben, die Autoren jedoch noch immer von ârichtigenâ und âfalschenâ
Urteilen sprechen, wird klar, dass die Autoren â wie Ahonen korrekt bemerkt
â âalready assume the emotive-content claimâ, der doch erst belegt werden
mĂŒsste.1658 2. werden entsprechende Experimente in hierarchisch beschaffener
AtmosphĂ€re durchgefĂŒhrt, was zahlreiche Probanden dazu fĂŒhren könnte,
eine vorgegebene Möglichkeit anzukreuzen, auch wenn keine wirklich pas-
send erscheint oder Probanden das erklingende MusikstĂŒck gar als affektlos
bewerten.1659 3. können Experimente unter Bedingungen des Labors und die
knappen Beispiele mit dem gewöhnlichen Hörverhalten keinesfalls vergli-
chen werden, was die weiterfĂŒhrende Generalisierung der erzielten Ergebnisse
erschwert.1660 Und 4. verfÀlschen vorgegebene Wahloptionen das Resultat der
Analyse, das auch hier partiell zirkulÀr ist und daher nicht belegt, dass eine
grundsĂ€tzliche Verbindlichkeit von musikalischer ExpressivitĂ€t mit der fĂŒr
1654 Davies, Musical Meaning (wie Anm. 450), S. 249.
1655 Alf Gabrielsson und Patrik N. Juslin, âEmotional Expression in Musicâ, in Handbook of
Affective Sciences, hrsg. von Richard J. Davidson, Klaus R. Scherer und H. Hill Gold-
smith, Oxford/New York 2003, S. 503â534, hier S. 515.
1656 David S. Levi, âExpressive Qualities in Music Perception and Music Educationâ, in
JRME 26/4 (1978), S. 425â435, hier S. 428.
1657 Mohn/Argstatter/Wilker, âBasic Emotionsâ (wie Anm. 1405).
1658 Ahonen, Musical Communication (wie Anm. 239), S. 92.
1659 Peter Kivy, Sounding Off: Eleven Essays in the Philosophy of Music, Oxford 2012, S. 166â188;
Appelqvist, âMusic Wineâ (wie Anm. 392), S. 24.
1660 Kivy, âMoodologyâ (wie Anm.Â
1488), S.Â
313â317; Tuomas Erola und Jonna K. Vuoskoski,
âA Review of Music and Emotion Studies: Approaches, Emotion Models, and Stimuliâ,
in Music Perception: An Interdisciplinary Journal 30/3 (2013), S. 307â340, hier S. 323 und 326.
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Titel
- Re-Reading Hanslick's Aesheticts
- Untertitel
- Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Autor
- Alexander Wilfing
- Verlag
- Hollitzer Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-526-7
- Abmessungen
- 16.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 434
- Schlagwörter
- Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 7
- Vorwort und Inhalte 9
- 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
- 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
- 1.2. Hanslick und die âidealistischeâ Philosophie 25
- 1.3. Hanslick und die âösterreichischeâ Philosophie 35
- 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
- 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
- 1.6. Anhang â Hanslicks âtönend bewegte Form[en]â 75
- 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik â Ăsthetik versus Kritik 83
- 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
- 3.1. Die erste englische Ăbersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
- 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Ăbersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
- 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
- 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Ăbersetzung: Gurneys Power of Sound 146
- 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
- 3.6. Anhang â Hanslickâsche Rezensionen in Dwightâs Journal of Music 176
- 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? â Definition, Geschichte,Vertreter 179
- 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
- Literaturverzeichnis
- AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
- Quellentexte (Deutsch) 329
- Quellentexte (Englisch) 332
- Forschungsliteratur 333
- Namensindex 423