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Geschichte
Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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GRAF EGBERT BELCREDI – DER „ECHTE“ KONSERVATIVE 17 durchzieht als „unendliche Geschichte“ auch Belcredis Tagebuch, nämlich der Kampf um die (Wieder-)Ansiedlung einer Kongregation auf dem We- lehrad, einem von Joseph II. aufgehobenen Zisterzienserkloster, das an- geblich an der Stelle errichtet worden war, wo im 9. Jahrhundert die Chris- tianisierung der Slawen begonnen hatte. Diese Bemühungen setzten im Anschluss an die Millenniumsfeier für die Slawenapostel Cyrill und Method 1863 ein und gelangten erst 1890 mit der Errichtung eines Jesuitenkonvents zu einem glücklichen Abschluss. Letztendlich war Egbert freilich weder ein „Klerikaler“ noch ein (tsche- chischer) „Nationaler“. Beide Strömungen waren ihm als Verbündete will- kommen, als Gegengewicht, als „countervailing powers“ gegen die Struktu- ren des liberal-zentralistischen Beamtenstaates. Er hatte zum Unterschied zu vielen seiner mährischen Standesgenossen und Parteigänger keinerlei Berührungsängste mit der tschechisch-nationalen Bewegung, aber sie war für ihn doch in erster Linie ein Werkzeug, das gegen gemeinsame Gegner in Stellung gebracht werden sollte. Belcredi verstand Tschechisch, war sich der Grenzen seiner Kenntnisse jedoch bewusst, auch wenn er im Tagebuch immer wieder tschechische Passagen einflicht. Seine Affinität zur tsche- chischen Bewegung beruhte – über ein Gefühl des noblesse oblige und der Solidarität mit der lokalen Bevölkerung hinaus – auf reziproken Nützlich- keitserwägungen: Er fand für seine Vorstellungen bei den Tschechen mehr Resonanz als bei den Deutschen. Vielen Ideen der tschechischen Nationalbewegung stand er skeptisch gegenüber, so z. B., wenn er dem gängigen „Diskurs“ über die Katastrophe nach der Schlacht auf dem Weißen Berg mit der Spekulation entgegentrat, ein Sieg des „Winterkönigs“, immerhin eines deutschen Pfalzgrafen, hätte wohl zur kompletten Germanisierung der böhmischen Länder geführt.5 Die Tschechen müssten schon aus geopolitischen Gründen das „beste österrei- chische“ Volk sein, weil sie „außerhalb Österreichs zugrunde“ gehen oder das Schicksal der Elbslawen teilen müssten.6 In sprachenrechtlichen Fragen war er – zumindest anfangs – am tatsächlichen Bedürfnis, nicht an abstrakten Gerechtigkeitsvorstellungen orientiert: In der Frühzeit sprach er leichthin von einem „Grad von Bildung, der […] ohne umfangreiche Kenntnis der deutschen Sprache nicht denkbar“ sei.7 Der politische Katholizismus war für Konservative vom Schlag Belcredis ein viel unproblematischerer Verbündeter. Bezeichnend war, dass er viel früher als die meisten seiner Parteifreunde seine Sympathie für die Be- 5 Tb. 31.12.1868; siehe auch 23.3.1862, 10.5.1879. 6 Tb. 24.4.1892, 12.11.1892. 7 Tb. 29.8.1850.
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Titel
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Autoren
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Herausgeber
Jiří Malíř
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
1144
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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