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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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LOTHAR HÖBELT24 Plan, der auf die Sabotage seiner Bestrebungen abzielte; auch „Berlin“ und das Deutsche Reich wurden allerlei Umtriebe bezichtigt, die zweifellos un- terhalb der Wahrnehmungsschwelle Bismarcks lagen. Insbesondere der rasante Aufstieg jüdischer Familien in die wirtschaftliche und gesellschaft- liche Elite des Landes war Belcredi aus ständischen wie konfessionellen Mo- tiven ein Dorn im Auge, eine Abneigung, die auch Konversion und Nobilitie- rung nicht zu besänftigen vermochten. Dieses Ressentiment fügte sich ein in die Reihe seiner Feindbilder: Kapitalismus, Weltrevolution, Freimaurertum, Judentum,48 war aber nicht Ausgangspunkt eines „-ismus“ oder politisches Abgrenzungskriterium wie bei den Wiener Antisemiten, die – von der Lin- ken kommend – auf diese Weise ihren Bruch mit den Liberalen rechtfertigen mussten. Bei aller Abneigung gegen ein Aufgehen in bürokratischer Routine war Belcredi selbstverständlich doch nicht ganz frei von persönlichen Ambiti- onen und Eitelkeiten. Schon 1853 schwärmte er davon, wenn seine Pläne zur Zusammenfassung des Adels glückten, so „gehört die Leitung mir, weil ich den Gedanken“ hatte.49 Die Kehrseite der Medaille war: „Wie gewöhn- lich ruht alle Last auf mir.“ (Seit den frühen Sechzigerjahren legte er sich deshalb auch einen Sekretär zu.)50 Graf Karl Seilern machte ihm einmal das Kompliment: „Die ganze Adelspartei steht auf Deinen zwei Augen“ – ein Lob, das ihn, wie er versicherte, „nicht eitel, aber traurig“ machte.51 Der Be- griff der „Adelspartei“ war freilich mit einer gewissen Inkonsequenz verbun- den: Wollte man die Kurie des landtäflichen Großgrundbesitzes, wie sie 1861 eingeführt worden war, oder auch nur ihre hochadeligen Mitglieder (die in Mähren vergleichsweise zahlreicher waren als in jedem anderen Land der westlichen Reichshälfte) zu einer einheitlichen Aktion zusammenfassen, so war das nur auf der Grundlage der „Nebulosen“ möglich, der Mittelpartei, die Belcredi verachtete, eben weil sie einer Entscheidung zwischen Links und Rechts auswich. Belcredi konnte im Hochadel Mährens auf eine Reihe treuer Anhänger zählen: Von der älteren Generation ist hier in erster Linie Fürst Hugo Salm (1803–1888) auf Raitz zu nennen (der 1870 auch als Landeshauptmann fun- gierte, als die Konservativen kurz die Mehrheit erhielten, auch wenn er als etwas verschroben galt52); dann Landgraf Josef Fürstenberg (1808–1892), der Bruder des Olmützer Erzbischofs, mit dem Belcredi meist über den Dom- 48 Tb. 6.6.1883. 49 Tb. 2.1.1853. 50 Tb. Ende Oktober 1865, 17.12.1863. 51 Tb. 9.7.1873. 52 Vgl. den Brief Leo Thuns vom 13.3.1871. Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Titel
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Autoren
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Herausgeber
Jiří Malíř
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
1144
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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