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welchen seine Stellung und die pol[itischen] Zustände des Reiches erfordern.
Militärische Neigungen sind mit 18 Jahren und in der Zeit, in der wir le-
ben, etwas ganz Natürliches, bei der Leichtigkeit aber, mit der sie zu Allein-
herrschenden werden, auch sehr Gefährliches. Zar Nikolaus12 ist das Ideal
der kais[erlichen] Umgebung und schon scheint so manches, als mancherlei
Einrichtungen in der Armee, Ordensverleihungen, Truppenausrückungen
vor dem Kaiser, Bestrafungen von Offizieren, z. B. wegen Ziviltragens, auf
kaiser[lichen] besondern Befehl, Pensionierung von Obersten, die bei einer
Parade nicht entsprochen haben etc., das Gepräge der Nachahmung zu ver-
raten!13 Der falsche Begriff, der mit der Bestimmung der Verfassung, „der
Kaiser führt den Oberbefehl über die gesamten Streitkräfte etc.“,14 verbun-
den zu werden scheint, hat schon jetzt zu einer faktischen Verfassungsverlet-
zung geführt, denn die Zentralkanzlei oder Adjutantur, die über der Armee
herrscht, neben und unbekümmert um das verantwortliche Kriegsministe-
rium,15 ist eine unverantwortliche Behörde, ein Unding im Rechtsstaat, wo
alle Gewalt der Krone durch verantwortliche Minister16 ausgeübt werden soll.
In die 2. Stütze, die Armee, hat man den Keim der Auflösung mit unver-
antwortlicher Verblendung selbst hineingetragen. Die ital[ienische] Armee
hat schon hie und da Symptome des Geistes der alten Prätorianer gezeigt,
12 Nikolaus I. (1796–1855), Zar von Russland (1825–1855).
13 Kaiser Franz Josephs I. Vorliebe für das Militär ist bekannt. Die von Belc redi angeführ
ten
Berichte über die Bestrafung von Offizieren für das Tragen von Zivilkleidung oder über
die Pensionie rung von Obersten, die sich bei Militärparaden nicht bewährten, sind in der
älteren Literatur nicht belegt: Josef redlich, Kaiser Franz Joseph von Österreich, Berlin
1928; Walter rogge, Oesterreich nach Világos bis zur Gegenwart, 3 Bde., Leipzig–Wien
1872–1873. Vgl. Antonio schMidt-Brentano, Die Armee in Österreich. Militär, Staat und
Gesellschaft 1848–1867 (= Militärgeschichtliche Studien, 20), Boppard 1975.
14 Der Wortlaut des § 15 der Reichsverfassung vom 4. März 1849 (RGBl. 150/1849): „Der Kai-
ser führt den Oberbefehl über die gesammte bewaffnete Macht entweder persönlich oder
durch seine Feldherren.“
15 Der erste Generaladjutant Kaiser Franz Josephs war Karl Ludwig Graf von Grünne (1808–
1884), der von 1850 bis 1859 auch Vorstand der Militärischen Zentralkanzlei war; zu ihm
vgl. Martina Winkelhofer-thyri, Der Hof unter Kaiser Franz Joseph, gesch.wissen. Diss.
Wien 2010, 40ff. Grünne war ein wendiger und geistreicher Gesellschafter, der jedoch we-
der durch fundiertes Wissen noch durch Kriegserfahrung hervorstach. In der Armee war er
verhasst, weil er alle Macht in der Militärkanzlei zu konzentrieren versuchte. 1853 gelang
ihm die Vereinigung des Kriegsministeriums mit der Militärkanzlei unter dem Titel Aller-
höchste Heeresleitung. friedJung, Österreich 2/1, 262–269; Marianne szapáry, Carl Graf
Grünne. Generaladjutant des Kaisers Franz Joseph 1848–1859, phil. Diss. Wien, 1935.
16 Im § 84 der Reichsverfassung vom 4. März 1849 (RGBl. 150/1849) ist festgehalten, die voll-
ziehende Gewalt für Reich und Kronländer sei „Eine und untheilbar. Sie steht ausschlie-
ßend dem Kaiser zu, der sie durch verantwortliche Minister und die denselben untergeord-
neten Beamten und Bestellten ausübt.“
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115