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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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185078 welchen seine Stellung und die pol[itischen] Zustände des Reiches erfordern. Militärische Neigungen sind mit 18 Jahren und in der Zeit, in der wir le- ben, etwas ganz Natürliches, bei der Leichtigkeit aber, mit der sie zu Allein- herrschenden werden, auch sehr Gefährliches. Zar Nikolaus12 ist das Ideal der kais[erlichen] Umgebung und schon scheint so manches, als mancherlei Einrichtungen in der Armee, Ordensverleihungen, Truppenausrückungen vor dem Kaiser, Bestrafungen von Offizieren, z. B. wegen Ziviltragens, auf kaiser[lichen] besondern Befehl, Pensionierung von Obersten, die bei einer Parade nicht entsprochen haben etc., das Gepräge der Nachahmung zu ver- raten!13 Der falsche Begriff, der mit der Bestimmung der Verfassung, „der Kaiser führt den Oberbefehl über die gesamten Streitkräfte etc.“,14 verbun- den zu werden scheint, hat schon jetzt zu einer faktischen Verfassungsverlet- zung geführt, denn die Zentralkanzlei oder Adjutantur, die über der Armee herrscht, neben und unbekümmert um das verantwortliche Kriegsministe- rium,15 ist eine unverantwortliche Behörde, ein Unding im Rechtsstaat, wo alle Gewalt der Krone durch verantwortliche Minister16 ausgeübt werden soll. In die 2. Stütze, die Armee, hat man den Keim der Auflösung mit unver- antwortlicher Verblendung selbst hineingetragen. Die ital[ienische] Armee hat schon hie und da Symptome des Geistes der alten Prätorianer gezeigt, 12 Nikolaus I. (1796–1855), Zar von Russland (1825–1855). 13 Kaiser Franz Josephs I. Vorliebe für das Militär ist bekannt. Die von Belc redi angeführ ten Berichte über die Bestrafung von Offizieren für das Tragen von Zivilkleidung oder über die Pensionie rung von Obersten, die sich bei Militärparaden nicht bewährten, sind in der älteren Literatur nicht belegt: Josef redlich, Kaiser Franz Joseph von Österreich, Berlin 1928; Walter rogge, Oesterreich nach Világos bis zur Gegenwart, 3 Bde., Leipzig–Wien 1872–1873. Vgl. Antonio schMidt-Brentano, Die Armee in Österreich. Militär, Staat und Gesellschaft 1848–1867 (= Militärgeschichtliche Studien, 20), Boppard 1975. 14 Der Wortlaut des § 15 der Reichsverfassung vom 4. März 1849 (RGBl. 150/1849): „Der Kai- ser führt den Oberbefehl über die gesammte bewaffnete Macht entweder persönlich oder durch seine Feldherren.“ 15 Der erste Generaladjutant Kaiser Franz Josephs war Karl Ludwig Graf von Grünne (1808– 1884), der von 1850 bis 1859 auch Vorstand der Militärischen Zentralkanzlei war; zu ihm vgl. Martina Winkelhofer-thyri, Der Hof unter Kaiser Franz Joseph, gesch.wissen. Diss. Wien 2010, 40ff. Grünne war ein wendiger und geistreicher Gesellschafter, der jedoch we- der durch fundiertes Wissen noch durch Kriegserfahrung hervorstach. In der Armee war er verhasst, weil er alle Macht in der Militärkanzlei zu konzentrieren versuchte. 1853 gelang ihm die Vereinigung des Kriegsministeriums mit der Militärkanzlei unter dem Titel Aller- höchste Heeresleitung. friedJung, Österreich 2/1, 262–269; Marianne szapáry, Carl Graf Grünne. Generaladjutant des Kaisers Franz Joseph 1848–1859, phil. Diss. Wien, 1935. 16 Im § 84 der Reichsverfassung vom 4. März 1849 (RGBl. 150/1849) ist festgehalten, die voll- ziehende Gewalt für Reich und Kronländer sei „Eine und untheilbar. Sie steht ausschlie- ßend dem Kaiser zu, der sie durch verantwortliche Minister und die denselben untergeord- neten Beamten und Bestellten ausübt.“ Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Titel
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Autoren
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Herausgeber
Jiří Malíř
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
1144
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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