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Geschichte
Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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18. MÄRZ 1850 79 die sich deutlich zeigen werden, wenn der Tod das Band der Liebe zu Vater Radetzky löst. Die ungar[ischen] Reg[imen]t[er] sind eine Masse ohne innern Zusammenhalt, denen nur der äußere Anstoß fehlt, um dem Gesetz des Zer- fallens zu folgen. Ihre große Masse hat die Waffen gegen Österreich geführt, ihre ehemaligen Offiziere dienen als Gemeine und Unteroffiziere, den Keim der Rache im Herzen, unter ihnen; ihre neuen Offiziere sind Knaben, die der Protektion ihre Stellen verdanken, weder durch Dienstkenntnis und milit[ä- rische] Geschicklichkeit ihnen imponieren noch zu 9/10 sich in ihrer Spra- che verständlich machen können, überdies fern vom Regiment das Gewühl der Straßen in den großen Städten mit ihren bunten Uniformen beleben! – Parteilichkeit und Unbedachtsamkeit bei Ordensverleihungen und Avance- ment, wucherndes Protektionswesen etc. Die Ausdehnung einer Macht über ihre naturgemäßen Grenzen führt notwendig zur Schwäche und Auflösung! Die Militärherrschaft, in zu großer Ausdehnung und zu lange angewendet,17 demoralisiert und zerstört die Armee. Ist die Armee wesentlich gehorchend, so kann das Befehlen, ihr Herrschen als das absolute Gegenteil ihres Wesens dasselbe nur vernichten. – Wie ist da zu helfen, wie in diesen Dingen den Machthabern der Abgrund zu zeigen, auf den wir blind zusteuern? Das Wort des Einzelnen an sich ver- hallt machtlos an dem dreifachen Panzer, falsch verstandener Loyalität, wahnsinnigem Vertrauen und totaler Unkenntnis der Geschichte, in dem sie stecken. Sie sehen leider noch in jedem, der denkt und seine Befürchtun- gen äußert, einen radikalen Wühler, dessen Worten sie schon um dessent- willen, da sie darin überall Verrat spüren, nicht trauen. Die Presse? – In Österreich lähmt sie der Belagerungszustand. Und durch die ausländische? Hier ist eben das Dilemma, in welches schwankende Maßregeln und Grund- satzlosigkeit immer führen. Der Ruf, der Österreich wach rufen, ihm seine Gefahren zeigen soll, verrät diese zugleich dem lauernden Feinde innerhalb und außerhalb seiner Grenzen! Während es vielleicht nicht gelingt, die dazu Berufenen zur Einsicht und Abhilfe zu vermögen, zeigt man andrerseits den Anarchisten die verwundbaren Stellen und reizt sie, mit aller Wut in den Wunden des Feindes zu wühlen! – 18. März 1850 Mährens historische Aufgabe im österreichischen Länderverband ist immer eine vermittelnde und verbindende gewesen. Seine Politik ist daher vorwie- 17 Zu dieser Zeit herrschte in zwei Dritteln Österreichs (in Ungarn und Siebenbürgen, in den italienischen Provinzen, in Galizien, Wien, Prag und Graz) immer noch Ausnahmezustand; politische Verstöße wurden von dem Militärgericht geahndet; vgl. friedJung, Österreich 1, 250–252.
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Titel
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Autoren
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Herausgeber
Jiří Malíř
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
1144
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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