Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Seite - 113 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 113 - in Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894

Bild der Seite - 113 -

Bild der Seite - 113 - in Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894

Text der Seite - 113 -

10. MÄRZ 1852 111 französisch Konstitutionellen angesehen und deshalb vermieden zu werden, was ihm die Gelegenheit raube, in seinem und ihrem Sinne tätig sein und etwas leisten zu können.100 Wir kamen endlich auf die möglichen Eventualitäten im Lande beim Aus- bruch eines Krieges und der Entfernung der Armee zu sprechen. Dass in diesem Falle die neue künstliche Regierungsmaschine sich schlecht bewäh- ren wird, kann kaum bezweifelt werden. Ungarn wird augenblicklich das Bürokratenjoch abschütteln und in den andern Provinzen [wird] manche un- terdrückte, doch keineswegs verschwundene Partei ihr Haupt erheben. Für diesen Fall wird sich es darum handeln, die Frage ins Auge zu fassen, was unsre Politik im Augenblick der eintretenden Krise uns vorschreibt. Mit der monarchisch konservativen Gesinnung ist es dann nicht getan. Die Wirkung der Maßregeln zu einer sozialen Reform des Adels, als deren Ausdruck seine künftige Politik von selbst gegeben ist, sind [!] auf eine spätere Zukunft be- rechnet. Es muss […] daher, will man nicht wie im Jahre 1848 von den Er- eignissen überrascht und vom Strome widerstands- und machtlos fortgeris- sen werden, dasjenige klargemacht und festgestellt werden, was im Moment der möglichen Krise zu tun oder zu lassen sei. In Ländern, wo im Volke eine lebendige Anteilnahme an öffentlichen An- gelegenheiten besteht, muss jede Partei stets vollkommen so organisiert und diszipliniert sein, um in jedem Augenblick ans Ruder des Staates treten zu können. Mag auch die Aussicht, dass dies wirklich geschehen könne, noch so ferne liegen, so muss sie doch stets für alle Fälle ihre Regierung in Bereit- schaft haben. Nur dadurch werden gefährliche Krisen vermieden, da dann nie der Fall eintreten kann, dass der Staat einen Augenblick gar keine Regierung habe und die Beute des nächsten, besten Abenteurers werden könne. – Das Jahr 1848 hat uns auch hierin eine große und sehr teure Lehre gegeben. Am 7. war ich in Brünn, um mit Chlumecký und Joh[ann] Alph[ons] Seré- nyi101 meine Pläne über Errichtung von Landeskreditinstituten und Reokku- 100 Andrian merkt zu dieser Begegnung an: „Die letzten Veränderungen in unserem staatlichen Organismus, namentlich die Angriffe auf die alten ständischen Institutionen […] die unver- hohlenen schaamlosen Lobpreisungen eines nackten Absolutismus und einer schrankenlosen Bureaukratie, welche nun das tägliche Thema der ministeriellen Blätter Presse und Lloyd […] sind, scheinen doch endlich selbst unter unserem theils dummloyalen, theils hasenfü- ßigen Adel die gehörige Wirkung hervorzubringen. Egbert, dessen Ansehen und Stellung in Mähren zu steigen scheint, ist jedoch[,] vielmehr als nöthig wäre, und als der Drang der Zeit es gestattet, mit exclusiven Standesideen, Adelsorganisationen etc. beschäftigt, ich sagte ihm dieses mit großer Entschiedenheit. Man muß nicht Ziegel brennen (oder doch nur nebenbey), wenn das Haus am Einstürzen ist“. andrian-WerBurg, Tagebücher 2, 451 (10.3.1852). 101 Johann Alphons Graf Serényi von Kis-Serény, geb. 1823, Besitzer von Tulleschitz und Ret- schitz in Mähren, Bruder von Alois (vgl. Fn. 144) sowie Gábor/Gabriel (vgl. Fn. 130).
zurück zum  Buch Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894"
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Titel
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Autoren
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Herausgeber
Jiří Malíř
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
1144
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894