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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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1852116 Er ist, wie ich mich aus flüchtiger Bekanntschaft erinnere, ein geistrei- cher Mann und tüchtiger Financier, doch, wie mir Viktor [von Andrian-Wer- burg] neulich sagte, ganz Französisch-Konstitutioneller, der in Formen be- sonderes Heil sucht. Der Kaiser hat, neusten Nachrichten zufolge, neulich die Minister und Reichsräte versammelt und ihnen gesagt, er werde den an konstitutionelle Formen erinnernden Posten eines Premierministers nicht wiederbesetzen. G[ra]f Buol (der Schwager des russischen Gesandten)114 werde in den Minis- terkonferenzen, in welchen jeder Minister unmittelbar dem Kaiser referiert, den Vorsitz führen. Allen jenen Bestrebungen, welche unter dem Scheine der Loyalität gegen die Einheit der Monarchie gerichtet sind, werde er, der Kaiser, aufs Schärfste entgegentreten. Ipsissima verba! Das sind die Folgen unvorsichtiger Polemik in ausländischen Journalen, der Denunziationen feiler Blätter wie der Lloyd, schlau benützt von H[errn] Bach, der im Amte bleibt, worüber vorzüglich die Armee ungehalten ist. Wenn aber diese „Bestrebungen“ nicht aus scheinbarer, sondern aus wirk- licher Loyalität entsprungen sind, können sie aufgegeben werden? Wenn es feilen Zungen gelang, das Ohr und den klaren Verstand des Mo- narchen mit ihren Lügengeweben zu umstricken, kann und darf man des- halb aufhören, loyal und mit gesetzlichen Mitteln für Wahrheit und Recht zu kämpfen? Der ganze Passus ist übrigens direkt gegen Karl Wolkenstein, Prokop Lažanský115 etc. gerichtet116 und aus dem, wenn auch vielleicht unbewussten Streben, das Napoléon’sche gouvernement personel zu kopieren, die ganze Einrichtung den Ministerkonferenzen entsprungen. Wenn die Stelle der kais[erlichen] Ansprache auch nicht verfehlen wird, im ersten Augenblick einschüchternd zu wirken, so erscheint mir das Ganze doch mehr als ein Symptom der Furcht als der Stärke zu sein. Es ist der Bürokratie gelungen, alle Angriffe auf sie als auf den Monarchen gerich- tet darzustellen und ihn daran glauben zu machen. Nun ist es ein Not- und Angst[s]chrei, den sie durch seinen Mund ausstößt! 114 Karl Ferdinand Freiherr von Buol-Schauenstein (1797–1865) war österreichischer Bot- schafter in St. Petersburg, nach Felix Schwarzenbergs Tod von 1852 bis 1859 Außenminis- ter. Seine Schwester Sophie war mit dem russischen Botschafter in Wien, Peter Freiherrn von Meyen dorff (1796–1863), verheiratet. Buol vertrat im Krimkrieg (1853–1856) jedoch keineswegs eine prorussische Politik. 115 Gemeint ist Prokop Udalrich Graf Lažanský von Bukowa auf Manetin (1809–1875), MbLT. 116 Diese beiden Adeligen sowie Graf Wilhelm Wurmbrand bemühten sich, eine Änderung der vorherrschenden Verhält nisse über Artikel in der ausländischen Presse zu erreichen, ins- besondere über die Neue Preußische Zeitung, die Augsburger Postzeitung oder die Deut- sche Volkshalle. Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Titel
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Autoren
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Herausgeber
Jiří Malíř
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
1144
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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