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1865
Lösch, 22. Jänner 1865
Am 7. und 21. d. [M.] Landesausschusssitzung in Brünn. Das ist mir das
widerlichste Opfer, welches ich je in meinem Leben gebracht habe. Fast alle
Freiheit ist dahin. Ich muss ewig hier sitzen, um alle 14 Tage unter Dubskýs
elendem Praesidio mit den Herrn Giskra und Adamczik zu verkehren.
Lösch, 11. Februar 1865
Am 28. [Jänner] von Prag zurück. Die Leute taugen dort.
Am 4. [d. M.] Landesausschusssitzung. Am 8. Zentralausschusssitzung
der Landwirtschaftsgesellschaft.
Lösch, 12. Februar 1865
Heute ist Richards Geburtstag. Gott schütze ihn! Ich bin nun seit 3 Wo-
chen auch noch Obmann des Kontributionsausschusses. Präsident des Wer-
ner-Vereins soll ich auch noch werden. Dies alles bei einem Tage, der nur
24 Stunden hat.
Paměti Viléma hr[aběte] Slawat[y]552 gelesen. Was waren doch die dama-
ligen Edelleute für Herren! Immer im Dienste ihres Landes und beschäftigt
mir den großen theologischen, sozialen und politischen Fragen, genaue Ken-
ner der Geschichte und des Staatsrechts. Und jetzt? –
In Prag wieder Karl Wolkenstein und Heinrich Clam-Martinic gesehen.
Die sind noch aus diesem Metall. Die Mehrzahl der andern aber geht auf die
Jagd, verschuldet das Vermögen und wird Kammerherr.
Die ungarischen Konservativen gehen auch noch in die liberale Strömung,
die sie natürlich fortreißt. Das fehlte noch!
Die großen Besitzungen, wie z. B. die Liechtenstein’schen, sind ein wahres
Landesunglück. Sie erzeugen den Absentismus, die liederliche Wirtschaft.
Und Besitzungen, hinreichend, um 30 große Geschlechter zu fundieren, be-
sitzt Einer – der noch häufig eine Esel ist.
Ob sich kein Maximum des festen Besitzes feststellen ließe? Das unbe-
grenzte Wachsen desselben gibt den Gegnern der Institution die Waffen,
diese selbst zu zerstören.
552 Vilém slavata, Paměti nejvyššího kancléře království českého Viléma hraběte Slavaty z
Chlumu a Košumberka … 1608–1619 [Memoiren des Oberstkanzlers des Königreichs Böh-
men, Graf Wilhelm Slawata von Chlum und Koschumberg …], hg. v. Josef Jireček (= Monu-
menta historiae bohemica, Abt. 3), 1. Bd. (1608–1609, 1618–1619), Prag 1866.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115