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LÖSCH, 19. MÄRZ 1865 257
Lösch, na Popeleční středu,555 1. März 1865
Heute die Anstalt getroffen, dass die Barmherz[igen] Schwestern den Unter-
richt der kleinen Buben der I. Klasse gleichfalls übernehmen.
Lösch, 5. März 1865
Gestern wieder die ekelhafte Landesausschusssitzung. Das ist das schwerste
Opfer, welches ich noch gebracht.
Heute – Antwort aus dem Mutterhaus der Barmherz[igen] Schwestern in
Prag. Sie haben keine Lehrerin.
Lösch, 6. März 1865
Nach Prag an die fr[omme] Kongregation der Barm[herzigen] Schwestern
des h[l. Karl Borromäus geschrieben wegen Übergabe meines Hauses in In-
growitz an sie und wegen der Übernahme der kleinen Knaben hier. – Die Ge-
legenheit ist jetzt zu schön und kehrt vielleicht nie mehr wieder. So hoffe ich,
für die kommende und heranwachsende Generation hier und in Ingrowitz
zu sorgen. Es tut Not, denn die Verwilderung des Volkes nimmt sichtlich zu.
Ein Edelmann soll Spuren seiner Existenz hinterlassen. Für die Schule
und die Armen will ich trotz der Ungunst der Zeit und Verblendung der
Menschen in Lösch und Ingrowitz bleibend sorgen. Wenn’s Gott gefällt, wird
Er’s erhalten, wie und solang es ihm gefällt!
Nach Ingrowitz geschrieben. Die Beamten sind grässlich unbeholfen im
Verständnis und der Anwendung der neuen Gesetze.
Heute ein Bittgesuch der Ingrowitzer erhalten, ich möchte das Schulpa-
tronat wieder übernehmen, von Javorek desgleichen und früher schon von
Krasna.
Lösch, 19. März 1865
Gestern Landesausschusssitzung in Brünn.
Ingrowitzer Schulausschuss geantwortet, ich übernehme nur das Präsen-
tationsrecht. Das neue Schulgesetz ist sehr mangelhaft, voll Unbestimmt-
heit und Auslassungen.
Das kommt von der Hast, mit welcher die wichtigsten Gesetze im Landtag
beschlossen werden, und von der Mangelhaftigkeit der Regierungsvorlagen.
Was dann am Gesetz gut ist, ist mühsam durchgesetzte Verbesserung; was
schlecht ist, [ist] der Text der Vorlage selbst, bei welcher die Abänderung
übersehen oder nicht durchgesetzt wurde.
555 Am Aschermittwoch.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115