Seite - 260 - in Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Bild der Seite - 260 -
Text der Seite - 260 -
1865258
Lösch, 23. März 1865
Gestern in Brünn gewesen. Sitzung des Zentralausschusses der Ackerbau-
gesellschaft.
Heute hier Sitzung des Kontributionsausschusses. Nächsten Mittwoch
Übernahme des Geldfonds beim Brünner Steueramt.
Wegen Übernahme der I. Klasse der kleinen Knaben in die hiesige Schule
der B[a]r[m]h[erzigen] Schwestern – verhandelt und die vergangenen Tage
mehrfach mit dem Mutterhaus in Prag korrespondiert. Der Schullehrer ist
ganz unvermögend, ferner Unterricht zu geben, und da Pfarrer und Ge-
meinde einverstanden sind, wird es sich hoffentlich ausführen lassen.
Wegen Landtagswahl in der vergangnen Woche an Stillfried und [Putz
von] Rolsberg geschrieben.
Lösch, 27. März 1865
Am 24. noch zu Schlitten zur Sitzung des Forstschulvereinsausschusses
nach Brünn gefahren.
Eine Schrift des Archivars Brandl gelesen, in welcher nachgewiesen ist,
dass im 16. Jahrhundert in den einzelnen Königreichen und Ländern eine
große Verschiedenheit bestand,556 dass daher der offiz[ielle] Geschichtsaus-
leger Dr. Lustkandl in seiner Broschüre contra Deák557 mit der Behauptung,
es habe in den nichtungarischen österr[eichischen] Ländern Münzgleichheit
bestanden, sich im Widerspruch mit allen histor[isch] nachweisbaren Fak-
ten befindet.
Um es den hiesigen Barmherz[igen] Schwestern möglich zu machen – so
wie es immer in der kathol[ischen] Kirche üblich war – den gesamten Schu-
lunterricht unentgeltlich zu erteilen, werde ich denselben meinen zweiten
Halblahn übergeben.558
Die hiesigen Eltern schulpflichtiger Kinder sind dann ganz von der Zah-
lung des Schulgeldes und für immer befreit. Diese Erleichterung in unseren
schweren Zeiten wird das Volk, dankbar für die Wohltaten, auch fester an
die Kirche knüpfen.
Ein Waisenkind ins Haus der Barmh[erzigen] Schwestern aufgenommen.
556 Vgl. Brandl, Společenské poměry.
557 Wenzel lustkandl, Das ungarisch-oesterreichische Staatsrecht. Zur Lösung der Verfas-
sungsfrage hist.-diplomatisch dargestellt, Wien 1863. Lustkandl (1831–1906) war später
als Liberaler selbst MöAH (1878–1885); MnöLT (1873–1902).
558 Siehe die Eintragung vom 25.12.1863.
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115