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LÖSCH, 2. JULI 1866 277
Lösch, 29. Juni 1866
Im Laufe des Tages [28. Juni 1866] kamen gute Nachrichten von glücklichen
Treffen bei Nachod und Münchengraetz. Details fehlen noch. Hoffentlich be-
stätigen sie den Sieg.606
Abends kam Kaunitz, dem sie sein Austerlitzer Schloss zum Spital ma-
chen wollen!
Lösch, 1. Juli 1866
Gestern lauteten die höchst unregelmäßig einlaufenden Nachrichten von
Kriegsschauplatz in Böhmen etwas ungewiss, doch mehr gut als schlecht.
Mit Austerlitz ist noch nichts entschieden, ob das Schloss Spital wird. Der
demokratische Bezirksvorsteher soll natürlich dem Grafen diesen Liebes-
dienst erweisen wollen.
Dr. Giskra wurde als Bürgermeister von Brünn, wie ich vorhergesehen,
bestätigt. Die Regierung hält sich einmal für invulnerabel und lässt die
Dinge gehen. Wenn sie dann nicht mehr gehen, wird man uns noch sagen,
dies sei eine konservative Regierung gewesen.
Die Nachrichten aus Böhmen sind beruhigender.
Jedenfalls können wir es den langsamen Deutschen danken, dass wir den
Krieg im Lande haben.
Lösch, 2. Juli 1866
Heute Vormittag bei der Sitzung des mähr[ischen] Hilfsvereins in Brünn ge-
wesen. [Ich habe m]ehrere einfältige Beschlüsse trotz aller Mühe nicht [ver]
hindern können.
Die heutigen Nachrichten sind insofern weniger gut, als sie beweisen,
dass das Debouchieren der preuß[ischen] Kolonnen nach Böhmen nicht ge-
hindert werden konnte. In den nächsten Tagen muss nun eine Schlacht ent-
scheiden.
In Brünn herrscht eine fabelhafte Angst. Es sind doch wahre Memmen.
Merkwürdig ist das niederträchtige und dumme Gerücht, gerade deshalb
aber allgemein verbreitet, der Erzbischof habe wichtige Nachrichten dem
Feinde mitgeteilt und sei deshalb von Olmütz nach Wien als Landesverräter
abgeführt worden. Die Taglöhner erzählen es auf dem Felde.
Man sieht, wie die Kirche und ihre Priesterschaft in ihren Häuptern da-
durch getroffen werden will. Vielleicht ein Vorzeichen neapolitanischer Zu-
stände? –
606 Tatsächlich hatten die Österreicher am 27. Juni – unter hohen Verlusten – zwar bei Trau-
tenau gesiegt, waren überall anders aber geschlagen worden.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115