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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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1871 Lösch, 6. Mai 1871 Der nun auch bereits verstorbene Graf Emil [Dessewffy], der Verfasser des Oktober-Diploms, erzählte mit vor einigen Jahren über das Zustandekom- men desselben Folgendes: „Zwei Tage vor seiner Abreise nach Warschau zu einer Zusammenkunft mit dem Kaiser von Russland – die, wenn ich nicht irre, am 18. Oktober erfolgte – beschied Kaiser Franz Joseph einige her- vorragende Mitglieder des kurz vorher geschlossenen verstärkten Reichs- rats zu sich und erklärte ihnen, er habe sich zu Konzessionen im Sinne der Majorität desselben entschlossen, und beauftrage sie, denselben in einer entsprechenden Urkunde und einem Manifest an die Völker Österreichs Ausdruck zugeben. Dies müsse jedoch noch vor seiner Abreise fix und fer- tig sein, da es nicht den Anschein gewinnen dürfe, als sei ihm dies bei der Warschauer Konferenz abgerungen worden. Auf die bestürzte Antwort, ein Akt von so folgenschwerer Wichtigkeit und Konsequenzen lasse sich nicht so über Nacht in die passende Form und Worte kleiden, erheische reiflichs- tes Nachdenken und gründlichste Beratung etc., erwiderte er: ‚Entweder es geschieht gleich und noch vor meiner Abreise, oder es geschieht gar nicht.‘ Vor diese Alternative gestellt, blieb keine Wahl, und die Berufenen mach- ten sich an die Arbeit. In der Nacht vor des Kaisers Abreise befanden sich denn die Verfasser des Oktober-Diploms, des Manifests und [die Verfasser] der die Minister-Er- nennung enthaltenden kaiserl[ichen] Handschreiben in der Wohnung des G[ra]f[e]n Emil Dessewffy zu Wien, Kärntnerstraße, Hotel zum Erzh[er] z[o]g Karl, um die aus der Staatsdruckerei eingelangten Bürstenabzüge mit den vom Kaiser gefertigten Original-Urkunden zu vergleichen und zu korri- gieren. Alles verlief ganz ordnungsgemäß bis zu den Handschreiben, unter welchen ganz unerwartet und im diametralsten Widerspruch mit dem Geist und Wortlaut des Diploms und zum wahren Entsetzen der Anwesenden ein Handschreiben des Inhalts zur Verlesung kam: ‚Mein lieber H[err] von Las- ser! Ich ernenne Sie zu meinem Justiz-Minister.‘ – Nach einer langen Pause peinlichster Gefühle, starrer Verwunderung und Täuschung, da nun der Er- folg des ganzen Aktes gegenüber von Ungarn vernichtet war, wanderte das verhängnisvolle Schriftstück durch alle Hände zu genauster Prüfung seiner Echtheit. Es trug indes die kaiserliche eigenhändige Unterschrift und alle Merkmale derselben. Dennoch ward beschlossen, das Äußerste zu tun, sich volle Gewissheit zu verschaffen. Und der anwesende eben ernannte Minister Graf Anton Szécsen telegraphierte die Frage nach Schönbrunn an den Kai- Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Titel
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Autoren
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Herausgeber
Jiří Malíř
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
1144
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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