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der Coupon abgeschnitten und eingelöst wird. Was ist aber ein solcher Adel
dem Volke, und was ein Volk ohne nationalen Adel? Mit solchen traurigen
Gedanken am Abend des schönen Tages heimgefahren.
Lex iniusta non est lex871 ward im „finsteren“ Mittelalter den Starken und
Mächtigen der Erde zugerufen. Und haben diesen Grundsatz etwa katholi-
sche Theologen erfunden? Und haben nur sie gelehrt, der Wert des Gesetzes
müsse außer und über dem Gesetze, außer und über der die Gesetze dekre-
dierenden menschlichen Gewalt gesucht werden? Schon die heidnischen Phi-
losophen haben es getan. Cicero nennt das Gesetz „aeternum quiddam“872
und Sophokles im Oedipus sagt, das Gesetz sei „überaus erhaben“ vom Him-
mel gekommen und von Gott selber geschaffen. Cicero sagt: „Illud stultissi-
mum (est) existimare, omnia iusta esse, quae sin[t] in populorum instituties
et legibus!“873
Was ist dann aber die Quelle des Rechts? Was wird dann als Handhabe
dienen, um zu erkennen, ob Gesetz und Konstitutionen ungerecht sind oder
nicht? Soll man, wie die Diener des souveränen Volkes glauben, etwa die
„öffentliche Meinung“ befragen?
Cicero sagt: „Neque opinione, sed natura constitutum esse ius.“874 Wel-
cher umfassende spiritualistische Begriff hier in dem Wort „natura“ liegt,
erhellt aus dem angeführten „aeternum quiddam“, wird aber noch deutli-
cher, wenn Cicero von diesem Naturgesetz sagt: „Saeculis omnibus ante nata
est; (ante) quam scripta lex ulla aut quam omnino civitas constituta.“875 Das
souveräne Gesetz, welches kein menschliches Gesetz verletzen kann, hat in
Gott seinen Ursprung. Geschieht es dennoch, so wird das Erstere dadurch
ungültig. Staatsgesetze können ungerecht, verabscheuungswürdig, und des-
halb nicht bindend sein. Je mehr Gesetze es gibt, desto wahrscheinlicher ist
871 Der Spruch, ein ungerechtes Gesetz ist kein Gesetz, wird Augustinus zugeschrieben.
872 Cicero, De legibus 2, 8: Etwas Ewiges, ein ewiger Grundsatz.
873 „Am dümmsten aber ist es, zu glauben, dass alles gerecht ist, was uns in den Einrichtun-
gen und Gesetzen der Völker bekannt ist.“ Cicero, De legibus 1, 42 im Wortlaut: „Iam vero
illud stultissimum, existimare omnia iusta esse quae scita sint in populorum institutis aut
legibus.“ „Es ist aber das am dümmsten zu glauben, alles sei gerecht, was in Einrichtungen
und Gesetzen der Völker bekannt ist.“
874 Cicero, De legibus 1, 28: „Nicht durch eine Meinung, sondern durch die Natur begründet
sich das Recht.“
875 „Es ist um alle Zeitalter füher entstanden, bevor noch irgendein Gesetz schriftlich nieder-
gelegt oder überhaupt ein Staat gegründet wurde.“ Cicero, De legibus 1, 19 im Wortlaut:
„Constituendi vero iuris ab illa summa lege capiamus exordium, quae, saeculis communis
omnibus, ante nata est quam scripta lex ulla aut quam omnino civitas constituta.“ „Wir
wollen von jenem höchsten Gesetz der Rechtssetzung ausgehen, das, allen Zeiten gemein-
sam, entstanden ist, noch bevor irgendein Gesetz schriftlich niedergelegt oder überhaupt
ein Staat gegründet wurde.“
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
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- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115