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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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1872370 der Coupon abgeschnitten und eingelöst wird. Was ist aber ein solcher Adel dem Volke, und was ein Volk ohne nationalen Adel? Mit solchen traurigen Gedanken am Abend des schönen Tages heimgefahren. Lex iniusta non est lex871 ward im „finsteren“ Mittelalter den Starken und Mächtigen der Erde zugerufen. Und haben diesen Grundsatz etwa katholi- sche Theologen erfunden? Und haben nur sie gelehrt, der Wert des Gesetzes müsse außer und über dem Gesetze, außer und über der die Gesetze dekre- dierenden menschlichen Gewalt gesucht werden? Schon die heidnischen Phi- losophen haben es getan. Cicero nennt das Gesetz „aeternum quiddam“872 und Sophokles im Oedipus sagt, das Gesetz sei „überaus erhaben“ vom Him- mel gekommen und von Gott selber geschaffen. Cicero sagt: „Illud stultissi- mum (est) existimare, omnia iusta esse, quae sin[t] in populorum instituties et legibus!“873 Was ist dann aber die Quelle des Rechts? Was wird dann als Handhabe dienen, um zu erkennen, ob Gesetz und Konstitutionen ungerecht sind oder nicht? Soll man, wie die Diener des souveränen Volkes glauben, etwa die „öffentliche Meinung“ befragen? Cicero sagt: „Neque opinione, sed natura constitutum esse ius.“874 Wel- cher umfassende spiritualistische Begriff hier in dem Wort „natura“ liegt, erhellt aus dem angeführten „aeternum quiddam“, wird aber noch deutli- cher, wenn Cicero von diesem Naturgesetz sagt: „Saeculis omnibus ante nata est; (ante) quam scripta lex ulla aut quam omnino civitas constituta.“875 Das souveräne Gesetz, welches kein menschliches Gesetz verletzen kann, hat in Gott seinen Ursprung. Geschieht es dennoch, so wird das Erstere dadurch ungültig. Staatsgesetze können ungerecht, verabscheuungswürdig, und des- halb nicht bindend sein. Je mehr Gesetze es gibt, desto wahrscheinlicher ist 871 Der Spruch, ein ungerechtes Gesetz ist kein Gesetz, wird Augustinus zugeschrieben. 872 Cicero, De legibus 2, 8: Etwas Ewiges, ein ewiger Grundsatz. 873 „Am dümmsten aber ist es, zu glauben, dass alles gerecht ist, was uns in den Einrichtun- gen und Gesetzen der Völker bekannt ist.“ Cicero, De legibus 1, 42 im Wortlaut: „Iam vero illud stultissimum, existimare omnia iusta esse quae scita sint in populorum institutis aut legibus.“ „Es ist aber das am dümmsten zu glauben, alles sei gerecht, was in Einrichtungen und Gesetzen der Völker bekannt ist.“ 874 Cicero, De legibus 1, 28: „Nicht durch eine Meinung, sondern durch die Natur begründet sich das Recht.“ 875 „Es ist um alle Zeitalter füher entstanden, bevor noch irgendein Gesetz schriftlich nieder- gelegt oder überhaupt ein Staat gegründet wurde.“ Cicero, De legibus 1, 19 im Wortlaut: „Constituendi vero iuris ab illa summa lege capiamus exordium, quae, saeculis communis omnibus, ante nata est quam scripta lex ulla aut quam omnino civitas constituta.“ „Wir wollen von jenem höchsten Gesetz der Rechtssetzung ausgehen, das, allen Zeiten gemein- sam, entstanden ist, noch bevor irgendein Gesetz schriftlich niedergelegt oder überhaupt ein Staat gegründet wurde.“ Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Titel
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Autoren
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Herausgeber
Jiří Malíř
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
1144
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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