Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Seite - 373 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 373 - in Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894

Bild der Seite - 373 -

Bild der Seite - 373 - in Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894

Text der Seite - 373 -

LÖSCH, 7. JUNI 1872 371 es, dass sie schlecht sind, weshalb Tacitus sagte: „Corruptissima respublica, plurimae leges.“876 Weder aus geschriebenen Konstitutionen, noch aus den Gesetzbüchern, noch aus den richterlichen Urteilen und den Dekreten der Könige darf man die Kenntnis des Rechts schöpfen. Das gründliche Studium der Philosophie allein kann uns helfen, die Gesetze und ihren Wert zu beur- teilen: „Non a praetoris edicto vel a XII tabulis, sed ex intima omnino philo- sophia haurienda est iuris scientia legumque omnium disciplina.“877 Lösch, 26. Mai 1872 Wieder ist aus dem bereits engen Kreis alter Freunde einer der besten ge- schieden! Am 22. starb zu Wien an den Blattern Otto Freiherr von Hinge- nau, der Letzte seines alten, aus Belgien stammenden Geschlechts. Wir lern- ten uns in der Sturm- und Drangperiode 1848 in Brünn kennen und haben in der Misère der 1850er Jahre manche naturwissenschaftliche Arbeit und Exkursion gemeinsam gemacht und auch später nach H[ingenau]s Übersied- lung nach Wien einen lebhaften brieflichen Verkehr unterhalten. Er war ein wahrhafter kath[olischer] Edel-, also Ehrenmann, geistreich, unterrichtet und – die letzten Jahre nur auf wissenschaftl[ichem] und administrativem Gebiet – sehr tätig. Gott sei ihm ein gnädiger Richter! Schon Aeneas sagte: „Non regna regibus, sed reges regnis dantur!“878 Lösch, 7. Juni 1872 Unser Bischof Nöttig hat sich endlich in seiner neuesten Currende als das gezeigt, wofür ich ihn immer gehalten, nämlich als echten Josephiner. Der arme Mann soll Geheimer Rat werden wollen. Eben in diesen Tagen las ich in den Histor[isch] polit[ischen] Blättern in spezieller Anwendung folgenden Satz, der jedoch auch im Allgemeinen seine Geltung hat und beherzigt werden sollte: 876 Tacitus, Annales 3, 27: „Je korrupter ein Staat ist, desto mehr Gesetze hat er.“ 877 „Nicht aus dem Edikt des Prätors oder aus den 12-Tafelgesetzen, sondern generell aus dem Kernbereich der Philosophie ist das Wissen um das Recht und die Lehre von allen Gesetzen zu schöpfen.“ Cicero, De legibus 1, 17 im Wortlaut: „Non ergo a praetoris edicto, ut plerique nunc, neque a duodecim tabulis, ut superiores, sed penitus ex intima philosophia haurien- dam iuris disciplinam putas?“ „Du meinst also, dass die Rechtswissenschaft nicht aus dem Edikt des Praetors, wie das die meisten jetzt tun, oder, wie die Früheren, aus den Zwölf-Ta- felgesetzen, sondern zur Gänze aus dem Innersten der Philosophie geschöpft werde?“ 878 „Nicht werden die Reiche den Königen überantwortet, sondern die Könige den Reichen.“ Mit Aeneas ist wahrscheinlich Aenea Silvio Piccolomini gemeint. Dieses Zitat hat Belcredi vermutlich aus Hugo toMan, Das böhmische Staatsrecht und die Entwicklung der österrei- chischen Reichsidee vom Jahre 1527 bis 1848. Eine rechtsgeschichtliche Studie, Prag 1872, 16.
zurück zum  Buch Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894"
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Titel
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Autoren
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Herausgeber
Jiří Malíř
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
1144
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894