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LÖSCH, 22. MÄRZ 1875 415
Geldmittel könnte bei weiterem Anwachsen etwa allein oder teilweise der
St. Georgsfonds bieten.
Der Wiener liberale Schriftstellerverein Concordia wurde wohl in dersel-
ben Absicht gegründet oder verfolgt doch dieselbe, wozu jedenfalls die gehei-
men Gesellschaften mitwirken.
Briefe an verschiedene Parteigenossen geschrieben um Beiträge zum Ge-
orgsfonds.
Lösch, 15. März 1875
Dem braven Ingrowitzer Erzpriester und Pfarrer Joh[ann] Havránek zu sei-
nem Titular-Kanonikat bei St. Peter in Brünn gratuliert.
Das war eine schwere Geburt, da seine „staatsbürgerliche Haltung“ na-
türlich durchaus nicht nach modernem Geschmack ist.
Lösch, 20. März 1875
Nachmittag in Brünn gewesen. Sitzung der Matice moravská abgehalten.
Infolge der in einer Sackgasse steckenden, bisher anerkannten Führung der
Nation und der polit[ischen] Bedeutungslosigkeit, in welche das Land durch
jene herabgesunken – herrscht eine so allgemeine Unlust und Verdrossen-
heit – wie ich mich einer solchen kaum zur Bach’schen Zeit erinnere.
Ich habe mich oft gewundert, dass die scheußlichsten, überwiesenen und
selbst geständigen Verbrecher nicht mehr hingerichtet werden. Vielleicht
bewahrt man sie zu künftigen Ministern?
Lösch, 21. März 1875
Folgender ist, wenn auch die Veranlassung eine traurige, kein schlechter
Witz: „Wir haben einen guten Bischof – nötig“ (Nöttig). –
Lösch, 22. März 1875
Heute Vormittag in Brünn bei Dr. Pražák in Tarouca’schen Angelegenhei-
ten. Dann fing er an, [über] Politik zu sprechen, meinte, im Landtag müsse
man durch Petitionen und etwa einen Resolutionsantrag die Lage – die er
nicht rosig, und wie mir vorkam, etwas enttäuscht betrachtet – zur Sprache
bringen und verhindern, dass man „oben“ durch eine scheinbare Ruhe zu
dem Glauben verleitet werde, die Opposition ermatte und die Zustände leb-
ten sich ein, worin ich ihm beipflichtete. Dann kam er, ich weiß nicht zum
wievielten Male auf sein Lieblingsthema, das Bedauern nämlich, dass wir
anno 1862 den Reichsrat und anno 1868 den Landtag verlassen haben. Als
ich dieses Gespräch kurz abbrach, erzählte er mir, er hätte im Reichsrat eine
Interpellation wegen des böhmischen Chabrus stellen wollen, es aber auf
dringendes Abmahnen des G[ra]f[e]n Hohenwart unterlassen, der ihm sagte,
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115