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dingungen stellen und mir jedenfalls die Leute in Zukunft genau im Auge
behalten.
Heute Pražák kurz den Empfang des Briefes bestätigt und meinen An-
hängern geschrieben, sie möchten möglichst zahlreich zur Versammlung
am 6. [August] kommen. Desgleichen A[nton] Pergen geantwortet, der mir
schrieb, sie seien mit ihrem kathol[ischen] Vereinsstatutenentwurf abgewie-
sen worden! Sie möchten nun durch alle Instanzen rekurrieren, und nach vo-
raussichtlicher Abweisung frischweg den ursprünglich projektierten Katho-
likentag einberufen. Wird dieser verboten, dann ist konstatiert, dass [das],
was der offene Verfolger Bismarck im 2/3 protestantischen Deutschland zu-
lässt, im freien katholischen Österreich nicht gestattet werde, und – mit der
Heuchelei hat es ein Ende.
Ingrowitz, 31. Juli 1876
Mir wird die Versammlung am 6. August immer bedenklicher. Warum schon
jetzt? Warum am 6., wo die Bauern durch die Ernte zuhause festgehalten
werden? Warum an einem Sonntagvormittag, wo kein Priester teilnehmen
kann?
Ich kenne die unklare Gemütlichkeit solcher Versammlungen und
Pražáks Vertuschungstalent. Man wird wohl versuchen, ihr möglichst un-
klare Beschlüsse zu entlocken, um sie später beliebig deuten und polit[i-
sches] Kapital daraus schlagen zu können.
Ingrowitz, 2. August 1876
Gestern die Antwort Georg Lobkowitz‘ auf meinen Brief über die Unge-
schicklichkeit der Wiener kathol[ischen] Ideologen erhalten. Er teilt ganz
meine Ansicht und schrieb ihnen, dass eine Teilnahme der Böhmen bei all
dem begangenen Unsinn undenkbar sei.1170
Heute liefen bereits Antworten von Gesinnungsgenossen auf meine Ein-
ladungen zur Versammlung am 6. ein, die zustimmend lauten. Man muss
verhindern, dass jene Versammlung im Sand verlaufe oder gar carta bianca
zur Fortsetzung der bisherigen Wirtschaft erteilt. Zu diesem Zwecke muss
eine entsprechende Resolution vorgeschlagen werden.
Verständigung eine Zusammenkunft mit Rieger herbeigeführt. In nationalpolitischen
Fragen sei man sich vollkommen einig (27.7.1876).
1170 Georg Lobkowitz berichtete am 29. Juli, er habe Pergen zu beweisen versucht, „daß der
Verein ein Unsinn ist und daß es besser gewesen wäre, sich den Katholikentag ruhig ver-
bieten zu lassen.“
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115