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LÖSCH, 25. APRIL 1879 541
Lösch, 19. April 1879
Heute besuchte mich P. Novotný. Er erzählte, Wurm habe den alten [P. Mat-
thias] Procházka ganz konfus gemacht, diesem sei der Hlas viel zu entschie-
den und eine Meinungsverschiedenheit mit den nationalen Opportunisten
und mit Dr. Pražák sei – eine Auflehnung gegen und eine Untergrabung der
Autorität! Und er schwätze sonst dummes Zeug!
Wo sind die Zeiten, wo derselbe Wurm und Pfarrer Weber einmal eines
Morgens während eines Landtages in Brünn mit der Bitte zu mir kamen, ich
möchte die Führung des nationalen Klubs übernehmen, da sie von Pražák
nichts mehr wissen wollten!
Lösch, 21. April 1879
Schon in Prag glaubte ich den Reden Clams und G[eorg] Lobkowitz zu ent-
nehmen, dass sie den Glauben an unsre Sache verloren haben! So geht es
mit allem bergab!
Höchst komisch und doch sehr bezeichnend war neulich der Ausspruch
Mittrowskýs, er hätte die Adresse selbst verfassen können – was er notorisch
nicht imstande ist – aber – er bringe es nicht übers Herz, Unwahrheiten zu
sagen und zu heucheln!
Lösch, 25. April 1879
Am 21. abends in Wien angelangt und kaum ins Zimmer eingetreten, kam
schon der Fürsterzbischof hinauf in den 2. Stock, um mich sehr freund-
lich zu begrüßen! Ich beglückwünschte ihn zu der endlich erlangten Kar-
dinalswürde und frug nach seinem Abgehen seinen Bruder, meinen lieben
Freund,1342 wie es denn jetzt so plötzlich, nachdem es vor ½ Jahr bei seinem
Bischofsjubiläum nicht geschah, so plötzlich zustandekam. Da erfuhr ich
denn folgenden Hergang: Andrássy verlangte für Haynald die Kardinals-
würde in Rom, was man dort aus guten Gründen nicht goutierte und sagte,
man hätte diese längst dem Erzbischof von Olmütz verleihen wollen, sei aber
immer in Wien auf Widerstand gestoßen.
Um nun den ungarischen Wunsch in Rom durchzusetzen, musste wieder
der Kaiser herhalten und seinen Wunsch, dass auch Fürstenberg Kardinal
werde, in Rom verkünden lassen.
Demzufolge werden es nun beide.
Dann fuhren wir [Belcredi und Ernst Tarouca am 24. April] zu den Re-
demptoristen, wo mir der P. Provinzial sagte, dass mit dem Erzbischof we-
gen Welehrad gar nichts anzufangen sei, da er von allem Möglichen, dem
1342 Joseph Fürstenberg.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115