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LÖSCH, 7. APRIL 1882 617
desavouiert, und eine ganz unverlässliche demoralisierte Majorität vereiteln
jeden Erfolg.
Aus dem wichtigsten und dringendsten Gesetz wird wieder nichts. Zuletzt
wird es dahin kommen, dass ich gezwungen sein werde, die Berichterstat-
tung niederzulegen.
Natürlich gebe ich ein 3-jähriges Ringen nur im äußersten Falle auf. Ich
wollte, es wäre Schlafenszeit oder doch ich daheim bei meinen Leuten. Die-
ses Treiben hier im Reichsrat vom Morgen bis zum Abend ist nicht allein
wenig fruchtbar, aber ganz geeignet, einen zum Fremden im eigenen Lande
zu machen.
Und dies ist ein großer Nachteil.
Lösch, 3. April 1882
Heute Vormittag nach Brünn zu einer Besprechung mit Šrom und Mathon
wegen einzuleitender Schritte, einen Priester auf den Hostein für die Wall-
fahrtszeit zu gewinnen.
Dann ins Landesarchiv zu Brandl und hierauf Dr. Rudolf Meyer am Bahn-
hof abgeholt und mit ihm herausgefahren.
Lösch, 7. April 1882
Vormittag nach Brünn, um den Statthalter zu besuchen. Dieser teilte mir im
Vertrauen mit, dass der Vorschlag für die Besetzung des Brünner Bistums
bereits nach Wien abgegangen sei und der Metropolit zum Bischof vorge-
schlagen habe:
Primo loco: Th. Professor Dr. Bauer in Prag.1520
Flügel des Kabinetts Taaffe. Pino hatte im Februar 1882 die grundsätzliche Bereitschaft
der Regierung zur Einführung des Befähigungsnachweises bekannt gegeben, sich aber
vorbehalten, die Auswahl der betroffenen Branchen im Verordnungswege vorzunehmen;
im Ministerrat bekundeten Conrad und Finanzminister Dunajewski weiterhin ihre Skep-
sis gegen den Befähigungsnachweis; vgl. eBert, Sozialpolitik, 141–144.
1520 Franz Sales Bauer (1841–1915), aus einer tschechischen Familie, 1868 Professor an der
theol. Fakultät in Olmütz, ab 1873 in Prag, wurde am 30.4.1882 vom Kaiser als Bischof
nominiert und am 3.7. vom Papst bestätigt, 1904 Erzbischof von Olmütz, 1911 Kardi-
nal. Für Bauer hatten sich Statthalter, Erzbischof und MKU ausgesprochen; für (den
Deutschen!) Kyjovsky traten im Ministerrat Pražák und Falkenhayn ein. Conrad lenkte
zunächst ein, der Kaiser entschied sich dennoch für Bauer; vgl. Edith saurer, Die politi-
schen Aspekte der österreichischen Bischofsernennungen 1867–1903 (= Forschungen zur
Kirchengeschichte Österreichs, 6), Wien–München 1968, 199f. Belcredi fürchtete insbe-
sondere den Einfluss des Prager Kardinals Schwarzenberg auf Bauer (Brief an Brandl
vom 4.5.1882); eine Zeitlang war offenbar auch Schönborns Bruder Franz (1844–1899) im
Gespräch, der 1885 Schwarzenberg in Prag nachfolgte.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115