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LÖSCH, 29. JUNI 1885 749
Lösch, 21. Juni 1885
Nachmittag kamen Prof. Šťastný, Hrudíčka, Dr. Pospíšil und Pfarrer Kos-
mák. Umstaltung des Hlas-Konsortiums in eine Art von Teilnehmer- oder
Aktiengesellschaft, dann bis Neujahr 3-malige Herausgabe des Hlas pro Wo-
che und dann als Tagblatt besprochen, desgleichen Parteistatistik und Or-
ganisation, Einladung des in Prerau gewählten Komitees zu einer gemeinsa-
men Beratung nach Brünn auf Dienstag nach Peter und Paul1764 auf 11 Uhr
v[ormittags].
Lösch, 25. Juni 1885
In Brünn noch immer nicht vollkommene Ruhe. Von gewisser Seite möchte
man gar zu gern Schneider, dem man bei seinem Besuch bei mir gleich den
Detektiv nachschickte, und noch lieber den „bösen“ Belcredi selbst als da-
mit in Verbindung stehend, womöglich als Anstifter, darstellen. Wieder das
Gleichnis vom Splitter und Balken? Die 100-jährige Arbeiterschinderei zur
Bereicherung einzelner und der dadurch sozialistischen Lehren vorbereitete
Boden, sie sollen nicht beachtet werden und einzelne Wundertäter glückli-
che Menschen in unzufriedene umgezaubert haben.
Lösch, 27. Juni 1885
Vormittag in Brünn bei Dr. Pospíšil Vorberatung zur Versammlung am 30.
wegen Erweiterung des Hlas-Konsortiums und öfterer Herausgabe des Hlas.
Auf zartestes Ermahnen, doch endlich rückständige Pränumerations-
gelder bezahlen zu wollen, antwortete der betreffende mit der Kündigung
des weitern Bezugs des Hlas. Und dies war ein kathol[ischer] Priester und
Dechant.
Lösch, 29. Juni 1885
Zum großdeutschen Fest – dessen fast lächerlicher Anlass das 25-jährig[e]
Jubiläum des Männergesangsvereins ist – prangt Brünn im schwarzrotgol-
denen Flaggenschmuck. Ganz offen eine deutsche antiösterr[eichische] De-
monstration. Die Regierung lässt es gewähren, während sie ein slawisches
Fest längst verboten und ein slawisches Fähnchen konfisziert hätte.
Immer zweierlei Maß, was nur als Parteilichkeit verbittern und die Natio-
nalitätenhetze fördern muss.
Die Mor[avská] orlice verhält sich dabei dumm wie immer. Statt den Fest-
tumult kühl zu ignorieren, zeigt sie in jedem Blatte ihren ohnmächtigen Är-
ger darüber.
1764 30.6.1885.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115