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Lösch, 30. Juni 1885
Vormittag in der Priesterversammlung beider Diözesen zur Beratung der
Mittel, den Hlas als Tagblatt erscheinen zu lassen, in Brünn. Die Grundzüge
der Statuten einer hierfür zu gründenden Gesellschaft beraten und beschlos-
sen, ein engeres Komitee mit Dr. iur. Koudela1765 mit der Abfassung dersel-
ben sowie eines Aufrufs zu betrauen und dann die Versammlung wieder ein-
zuberufen.
Nachmittag den Statthalter besucht, ihm von E[rnst] Schneider gespro-
chen, den die dumme Polizei mit ihrer ungeschickten Verfolgung noch von
guten Wegen abdrängen könnte. Schneider schreibt mir eben, wegen des
Verschenkens von 3 Ex[em]pl[aren] einer weder polizeilich noch gerichtlich
beanstandeten antisemitischen Rede vom Gericht zu einer Strafe von 50 fl.
verurteilt worden zu sein.
Das ist schon mehr als türkische Justiz!
Lösch, 2. Juli 1885
In der Versammlung am 30. v. M. beschrieb ein Pfarrer Vyceník1766 der Ol-
mützer Diözese den Dr. theol. Janiš nicht eben vorteilhaft. Soll ein Gerne-
groß und zweiter Ign[az] Wurm, jedoch ohne Einfluss und Anhang, sein.
Lösch, 5. Juli, Tag der hl. Cyrill und Method
Leo Thun schrieb gestern teilnehmende Worte anlässlich des Ingrowitzer
Brandes.1767
Das ist ein guter, vortrefflicher Mensch. Als ich nach jahrelanger mühsa-
mer Arbeit und widerwärtigsten Kämpfen die gewerblichen Reformgesetze
zustande gebracht hatte, meinte er, er habe erwartet, die Majorität des Ab-
geordnetenhauses würde dies durch eine mir dargebrachte Ovation beson-
ders anerkennen.
Fiel außer ihm keinem Menschen ein! Der Kaiser ernannte mich dafür
zum Geheimen Rat und die mährischen Berufs-, nicht Standesgenossen,
wählten mich – den einzigen Mährer, der etwas geleistet hatte – nicht wie-
der ins Abgeordnetenhaus des Reichsrats!
1765 Josef Koudela (ab 1908) Edler von Jelinkow (1845–1913), MmLT (1884–1913), MöAH
(1901–1907), Konzipient bei Fanderlík und Pražák, seit 1876 Rechtsanwalt in Proßnitz,
ab 1884 in Brünn, zählte zum katholischen Flügel der Nationalpartei.
1766 Franz Vyceník, geb. 1844, Pfarrer in Želeč.
1767 Im Schloss Belcredis.
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115