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1885752
Wurm sich für das Verbleiben der Mährer im Klub Hohenwart und gegen
ihren Eintritt in den Český klub erklärt und bemüht hätten; und machte
mich auf Nr. 26 des diesjährigen Beobachters aufmerksam, wo es im „Brief-
kasten der Redaktion“ heißt: „An H[errn] Dr. Ž[áček]. Leider für diese Nr.
zu spät eingelangt, wird jedoch in d[er] nächsten geschehen.“ Und in dieser
Nr. 27 unter der Aufschrift „Die Lage des böhmischen Volkes in Mähren“
wird ziemlich offen von Dr. Žáček – der mittlerweile Reichsratsabgeordneter
wurde – die Trennung von den Böhmen und der Austritt aus dem Český klub
den Mährern empfohlen!1770
Die H[erren] Mezník, Fanderlík und Wurm haben einen gleichwertigen an
Dr. Žáček gewonnen.
Folgen sie ihm, so kann man mit einem Schlage die ganze Brut der
Národní strana vernichten. Ein Glück für unser Volk.
Lösch, 9. Juli 1885
G[ra]f Hompesch1771 – der Mann des Friedens, wie er sich nennt – ist bei
der letzten Wahl zur sog. Mittelpartei übergegangen. Damit haben wir nun
auch die bisher gesicherte Majorität im I. Wahlkörper der Wählerklasse des
Gr[oß]grundbesitzes für die Wahl in den Landtag verloren!
Prag, 10. Juli 1885
Mittags zu den P. P. Jesuiten. P. Votka war sehr erfreut über die Absichten
bezüg[lich] des Hlas; meinte, der Čech entspreche nicht, Kopřiva sei nicht
verlässlich und sein Wandel nicht korrekt. Er kam auch auf das im vorigen
Winter aufgetauchte und wieder verschollene Projekt Lienbachers, eine ka-
tholische Zeitung zu gründen,1772 und auf eine ihm von einem böhmischen
Kavalier gemachte Mitteilung zu sprechen, Blome wolle den nächsten Win-
ter in Prag zubringen, und man wolle den Katholizismus im Dienste der Zen-
tralisation missbrauchen!
Nürnberg, 12. Juli 1885
Die Leute begreifen noch immer nicht, dass H[einrich] Clam wohl ein sehr
geschickter Taktiker – deshalb im Klub eine ausgezeichnete Kraft – aber gar
kein Stratege ist!
1770 Jan Žáček (1849–1934), MmLT (1887–1918), MöAH (1885–1911, 1901–1909 Vizeprä-
sident), MöHH ab 1912; Konzipient bei Fanderlík, seit 1880 Rechtsanwalt in Olmütz,
Führer der Nationalpartei („Alttschechen“) in Mähren ab 1896, Minister im Kabinett Bie-
nerth 1908/09.
1771 Graf Ferdinand Hompesch.
1772 Siehe Eintrag vom 23.9.1884, Fn. 1703.
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115