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WIEN, 18. MAI 1886 777
4. Die Arbeiterordnung. Absatz VI. d. Gew[erbe]gesetzes; Ref. Belcredi.
5. Das Unfallversicherungsgesetz; Ref. Al[oys] Liechtenstein.
6. Das Krankenkassengesetz; Ref. von Biliński.
Demnächst werden folgen:
7. Das Baugesetz. Ref. von Zallinger.
8. Regelung der Strafhausarbeit. Ref. Adámek.
Wien, 15. Mai 1886
Mit Juli hört die Nachtarbeit der Frauen und jungen Personen in den Fabri-
ken auf. Die Fabrikanten konnten sie durch Anschaffung von Maschinen in
den Spinnereien ersetzen. Die Brünner taten nichts und betteln jetzt beim
Handelsministerium um Erstreckung bis November!
Dann, in der ungünstigsten Zeit, im Winter, wollen sie zirka 300 Arbeite-
rinnen entlassen.
Und der Statthalter unterstützt das Gesuch!
Um meine Meinung befragt, habe ich die Abweisung und das Festhalten
am Gesetz empfohlen.
Die Rücksichtslosigkeit dieser Fabrikanten ist geradezu empörend. Nicht
im Sommer, wo diese Arbeit finden, wollen sie die Arbeiterinnen entlassen.
Weil sie es versäumten, durch volle 5 Viertel jahre Einrichtungen zu ihrem
Ersatz zu treffen, verlangen sie eine Ausnahme vom Gesetz zu ihren Guns-
ten.
Bis zum Winter soll man ihnen die Arbeiterinnen opfern, die sie dann im
November unbekümmert und schonungslos aufs Pflaster werfen wollen!
Auch „Baron“ Rothschild bat durch Gutmann1830 um diese „Begünsti-
gung“, weil sonst die Aktien der Kammgarnspinnerei in Vöslau fallen und
dem Millionär eine geringere Dividende bringen würden!
Wien, 18. Mai 1886
Unser „vielversprechender“ Kronprinz sagte neulich bei der Eröffnungsfeier
der Stephaniebrücke: „Alle Feste Wiens sind zugleich Feste der Dynastie!“
Umgekehrt ist oder war dies richtig. Wien hat schon ganz sonderbare Feste
gefeiert und sogar einer Straße den Namen eines justifizierten Hochverrä-
ters Messenhauser1831 gegeben!
1830 David Ritter von Gutmann (1834–1912) besaß mit seinem Bruder Wilhelm (1816–1895,
MnöLT 1878–1880) im Ostrauer Gebiet Kohlegruben; 1878 nobilitiert.
1831 Wenzel Georg (Caesar) Messenhauser (1811–1848), als Oberleutnant am 28.4.1848 aus der
Armee entlassen, provisorischer Kommandant der Wiener Nationalgarde ab 12.10.1848,
durch Kriegsgericht im November zum Tod verurteilt und hingerichtet. Im 3. Wiener Ge-
meindebezirk wurde bereits 1872 eine Gasse nach ihm benannt.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115