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LÖSCH, 20. JÄNNER 1887 795
Ich hätte Šrom und H[errn] Fanderlík, der doch tatsächlich leider der
Führer ist, während Šrom sich „ausschweigt“ und jako mokrá slepice1870 he-
rumgeht, für klüger gehalten. Sie konnten – obgleich ihnen die 1 000 fl. sehr
willkommen sind – getrost mit dem ganzen Klub dagegen stimmen. Da sie
in der Minorität sind, hätten sie die 1 000 fl. doch bekommen und wären
noch obendrein als uneigennützige Catone vor der Öffentlichkeit dagestan-
den. Dass sie das nicht taten, war ein politischer Kapitalbock und könnte der
Anfang vom Ende ihrer nationalen Herrschaft sein, wenn wir einen Ersatz
hätten!
Brünn, 17. Jänner 1887
Landtagssitzung um 10 U[hr] und 4 ½ U[hr] kam ich erst zum Wort. Trotz
aller meiner Bemühungen, ihn zu reizen,1871 erwiderte der Berichterstatter
– nie da gewesen – kein Wort! Es ward abgestimmt und, wie vorauszusehen,
mit allen gegen unsre 6 Stimmen die neue bleibende Belastung von 9 000 fl.
beschlossen. Also der reine Gewaltakt.
Pfarrer Weber stimmte mit uns, und der größte Teil der slaw[isch]natio-
nalen Abgeordneten entfernte sich vor der Abstimmung.
Lösch, 19. Jänner 1887
Früh in Brünn noch Besuch von Spiegel und Rud[olf] Stillfried. Den Erste-
ren, dazu besonders befähigten ersucht, einen Antrag auszuarbeiten, nach
welchem die Landeszuschläge nicht auf die Reichssteuern, sondern auf das
reine steuerbare Einkommen aufzuteilen seien.1872 Er hat jetzt Muße, und
sagte es zu.
Lösch, 20. Jänner 1887
Man tut eben, was man kann, und stellt den Ausgang Gott anheim. Ich
glaube an gar kein Gelingen mehr und an den beginnenden Weltbrand.
Deutschland gegen Frankreich, Österreich gegen Russland! Mehr aber als
die äußern Feinde fürchte ich die Proletarier und den sozialdemokratischen
Heerbann.
ritsch, nach Konflikt mit Bürgermeister Mikyška 1887 nach Blansko übersiedelt, unter-
lag 1891 bei den Reichsratswahlen knapp dem offiziellen Kandidaten der Nationalpartei,
später Mitglied der Katholisch-Nationalen Partei.
1870 Wörtlich: wie eine blaue Henne.
1871 Siehe Landtagsblatt über die Sitzungen des mährischen Landtages 1886/87, 561–563
(17.1.1887); Berichterstatter war der deutschliberale Eduard Sturm; ebd., 560.
1872 Siehe den Eintrag vom 20.12.1886.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115