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LÖSCH, 12. NOVEMBER 1887 831
nes, daher verständlich, was ihm als öster[reichischer] Staatsgedanke er-
scheint.
Der getaufte Jude Freiberg, Leiter des Regierungspressbüros, steckt täg-
lich bei Gautsch. Daher die Impertinenzen und Lügen des offiz[iellen] Frem-
denblattes.
Lösch, 31. Oktober 1887
Dr. theol. Pospíšil wegen Hlas geschrieben, dessen Redaktion sich in der
ganzen durch Gautschs Ordonnanzen hervorgerufenen Krise taktlos, unfä-
hig oder bösen Willens erwiesen hat.
Von hohem Interesse ist jetzt in Wien die Bewegung zugunsten der kon-
fessionellen Schule. Ein Dr. Lueger und sogar Pattai verlangen sie geradezu
in großen Versammlungen, und diese stimmen ihnen jubelnd zu! Vor weni-
gen Jahren wäre dies undenkbar gewesen. Die Macht des Liberalismus ist
im Niedergang.
Lösch, 7. November 1887
Nachmittag nach Brünn. Sitzung des Ausschusses Družstva Hlasu. Dem-
selben über die pol[itische] Situation berichtet. Kassen-Bericht entgegen-
genommen. Der Redaktion schärfstens empfohlen, sich mit vorsichtiger Zu-
rückhaltung und außer den Fall spezieller Weisung nach der Haltung des
Vaterland zu benehmen.
Lösch, 9. November 1887
Leo Thun schreibt mir gestern u. a.: „Ich überzeuge mich immer mehr, dass
die heranwachsende Generation großenteils kein Verständnis für die Ideen
hat, welche die Zeitung (Vaterland) lebendig halten soll, weil sie von der
Entwicklung Österreichs, welche wir erlebt haben, so gut wie nichts weiß.
Es ist dringend notwendig, für eine Geschichte dieser Entwicklung seit 1848
und sehr eingehend seit 1860/61, in unserm Geiste geschrieben, Sorge zu
tragen. Wäre jemand von den, auf unserer Seite stehenden (in religiöser und
politischer Beziehung) literarischen Kräften etwa zur Verfassung einer sol-
cher Geschichte, vielleicht zunächst eines kurzen Leitfadens geeignet?“
So wahr als von mir oft beklagt!
Lösch, 12. November 1887
Früh ein Schreiben von Vogelsang erhalten, der u. a. meint, Gründung und
Erhaltung des kons[ervativen] Pressbüros würde p[ro] Jahr ca. 1 000 fl. kos-
ten. Dann schreibt [er]: „Es mehren sich die Anzeichen, dass Gautsch und
seine Anhänger sich auf einen Kabinettswechsel vorbereiten. Das Szeps’sche
Tagblatt (das Lieblingsorgan des Kronprinzen!) ist offiziös geworden, und
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115