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derselben Taaffe – gerade kein Unglück –, aber auch uns und die ganze
Rechte um.
Alle liberalen Blätter – nicht minder auch jene der jämmerlichen Regierung
– sind außer Rand und Band über den Liechtenstein’schen Schulantrag!1979
Wien, 2. Februar 1888
H[err] Gautsch und Konsorten schreien fort gegen die konfessionelle Schule,
um dem armen Kaiser Angst zu machen. Soll auch schon ziemlich gelungen
sein. Er jammert, es sei doch schrecklich in dieser, an Kriegs- und anderer
Aufregung so reichen Zeit mit diesem Antrag zu kommen, den er, doch selbst
„klerikal“, missbilligen müsse usw.! Dass 9 Jahre die Regierung nichts getan
und wir immer – in Erwartung, sie werde doch endlich etwas tun – gezögert
und unsere Wähler wie alles katholische Volk hingehalten haben, dass die-
ses endlich ein Ende haben müsse – dies alles wird nicht beachtet. Nun möge
das Volk und seine Führer, die Bischöfe, laut die Stimme erheben. Leider
wird auch hier derjenige siegen, vor dem man sich fürchtet.
Bei Leo Thun gewesen, der zögernd zugibt, dass Heinrich Clam zu wenig,
d. h. wohl nichts für die Bildung einer österreichischen konservativen Partei
tat. Ich sah und sagte oft, dass er derartige freiwillige Bildung aus Mangel
an Pflege und Leitung zugrunde gehen lies, ja selbst zerstörte!
Der hiesige Nuntius Galimberti wünscht, baldmöglich Kardinal zu wer-
den. Deshalb schildert er in Rom die hiesigen Zustände nicht, wie sie leider
sind, sondern, wie man sie dort gern hätte.
Auch heute den 84-jährigen Hugo Salm besucht, der sich schon sehr müde
fühlt und sagte, ein nicht unvorbereitetes, aber baldiges, schnelles, schmerz-
loses Ende zu wünschen.
Wien, 6. Februar 1888
Audienz bei S[einer] M[ajestät]. Der Kaiser war sehr gnädig und heiter. Be-
merkte, der mähr[ische] Landtag sei sehr schnell fertig geworden, worauf
ich erwiderte, für eine gute Geschäftsbehandlung nur zu schnell, dem der
Kaiser zustimmte.
Wien, 22. Februar 1888
Der einfältige Herrenhaus-Präsident Graf Trauttmansdorff äußerte sich ge-
gen den konfessionellen Schulantrag, weil darin angeblich die Nationalitä-
ten entscheiden. Dem Dummkopf sind Länder und Nationen dasselbe.
1979 Der Antrag forderte die Einführung der konfessionellen Schule, doch sollte der Landesge-
setzgebung ein erweiterter Spielraum eingeräumt werden, um auch Tschechen und Polen
für den Antrag zu gewinnen, was nicht gelang; vgl. steinkellner, Georg Lienbacher, 265.
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115