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Wien, 4. März 1888
Heute Sonntag Klubsitzung von 10 bis 1 U[hr]. Dr. Trojan1981 erzählte uns
sehr naiv, die mladočeši hätten ihm gesagt, sie müssten hetzen, agitieren
und dem Volke goldene Berge versprechen, um unsere Majorität zu stürzen.
Sobald sie dies erreicht und selbst die Majorität erlangt hätten, würden sie
auch nicht anders handeln als – wir!
Lösch, 7. März 1888
Nachmittag [5. März] zu Vogelsang, demselben das Honorar pro März 250 fl.
ausgezahlt und die Leitung des Vaterland als Chefredakteur angetragen.
Wien, 9. März 1888
Gestern Abend bei Pergen, um mit anderen Herrn die Vorbereitungen zum
Katholikentag zu besprechen. Die Bischöfe wünschen ihn (gedrängt von
Opitz-Lienbacher?) im November. Deshalb fiat. Mir ist dieser Import aus
Deutschland, wo ganz andere konfessionelle Verhältnisse bestehen, diese
sehr bedenkliche Darstellung des Cisleithanismus, denn das ganze kat[holi-
sche] Österreich zum Ausdruck zu bringen, verhindern die Herrn Magyaren,
diese lahme und doch aufreizende Zentralisation, wo für Wien und Umge-
bung die großen Versammlungen der katholischen Lokalvereine zur Anre-
gung der Katholiken genügen usw., herzlich widerwärtig.
Wien, 15. März 1888
Lienbacher brachte heute seinen Gegenantrag, so zentralistisch als möglich,
gegen Liechtensteins Schulantrag ein.1982 Kardinal Ganglbauer erklärte sich
brieflich ganz einverstanden damit!
Lösch, 24. März 1888
Hohenwart hielt neulich Taaffe vor, dass die Blätter, welche wie die alte
Presse der Regierung gehören oder von dieser subventioniert werden, ganz
wie die andern liberalen Judenblätter schreiben! Die Antwort lautete, das
müssten sie, um – gelesen zu werden! Wie geistreich und gesinnungstüch-
tig!
1981 Alois Pravoslav Trojan (1815–1893), MöRT 1848/49, MöAH (1867/1879–1893, wobei ihm
wegen Abwesenheit wiederholt das Mandat aberkannt wurde), MbLT (1861–1871, 1874–
1893), ab 1880 inoffizieller Führer der Jungtschechen.
1982 Der Lienbacher’sche Antrag beschränkte sich auf die konfessionelle Schule, ohne alle „fö-
deralistischen Passagen“; vgl. steinkellner, Georg Lienbacher, 266.
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115