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BRÜNN, 28. OKTOBER 1889 899
Gautsch bat einzelne, sie möchten davon abstehen, da er demnächst eine
befriedigende Schulvorlage einbringen werde! Sie ließen sich einfangen.
Nachmittag dann die valná hromada Jednoty Matice velehradské, Be-
schluss: Annahme der Ausschussanträge vom 1. d. [M.] zur Klostergrün-
dung und Erhaltung pro Jahr 6 500 fl. unter der Bedingung, dass dort zu
errichtendes Noviziat, Seminar und Unterrichtsanstalten böhmisch seien,
zugesichert.
Brünn, 21. Oktober 1889
Also der „mannhafte“ Kaiser hat wieder den Magyaren nachgegeben. Es gibt
keine österreichische Armee mehr! Nur noch eine kaiserlich und königli-
che.2123
Brünn, 25. Oktober 1889
Administrator des Vaterland2124 berichtet über bedrohliche Finanzlage! Her-
vorgerufen durch Red[a]kt[eur] Kollers blinden Eifer. Existenz in Frage.
Deshalb sogleich Vogelsang beauftragt, mit Redaktion und Administration,
quid nunc faciendum zu beraten und zu berichten.
Lösch, 27. Oktober 1889
Abend Franz Falkenhayn hier. Sehr betrübt über das k. und k. Beschuldigt
Tisza allein und erzählt: Beim Besuch des deutschen Kaisers in Wien sei
es zwischen den Kabinetten vereinbart gewesen, keine Orden zu verleihen.
Trotzdem erhielt Tisza bekanntlich einen und hatte – gegen den bestehen-
den Gebrauch – eine Audienz beim deutschen Kaiser!
Brünn, 28. Oktober 1889
Der Arbeiter Simon Jaroš schrieb mir neulich, er sei aus der Arbeit entlassen,
weil ihn die Sozialdemokraten beim Fabrikanten als Antisemiten denunziert
hätten! Die Juden herrschen nun auch schon über die Sozialdemokratie!
Von meinem edlen guten Freund Karl Seilern einen Brief erhalten. Fehlt
jedes Verständnis für Welehrad.2125 Handelte es sich um eine Ordensnieder-
lassung in Stammersdorf oder sonst irgendwo, es gelte ihm ganz gleich.
2123 Erst jetzt galt das später so berühmte und geläufige „k.u.k.“ für die gemeinsamen Ange-
legenheiten. Die Konzession war im Abtausch gegen eine Erhöhung des Rekrutenkontin-
gents gewährt worden; die Debatten um das Wehrgesetz führten indirekt dennoch zum
Rücktritt Kalman Tiszas als Ministerpräsident im März 1890.
2124 Karl Eicke.
2125 Wie aus einem Schreiben Bischof Bauers vom 7.9.1889 und Dr. Pospíšils vom 8.9. her-
vorgeht, ging es um eine Agitation innerhalb der Olmützer Diözese gegen die Ansiedlung
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115