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1890
Lösch, 2. Jänner 1890
Dr. Eicke den Betrag der Subventionen pro 1890 fürs Vaterland mitgeteilt,
ca. 16 000 fl.
Lösch, 5. Jänner 1890
Bis 1848 war die Staatsmacht lange nicht zur heutigen Omnipotenz aus-
gebildet. Erst als das Wort „Freiheit“ mehr und mehr in aller Mund kam,
verschwand ihr Wesen dort, wo es bis dahin auch auf dem Gebiet der Ver-
waltung und Justiz bestanden hätte. Bis 1848 hieß in Mähren die oberste
Landesstelle das königliche Gubernium und die unterste die königlichen
Kreisämter.
Damit hatte es mit der Staatsmacht, insoweit diese durch Organe des
„Staats“ ausgeübt wird, ein Ende. Es bestanden weiter nur Patrimonialäm-
ter und Gerichte.
Mit der Bach’schen bürokratischen Zentralisation ward alles „staatlich“,
und blieb es mit dem Schmerling’schen Schablonenkonstitutionalismus.
Bis 1848 gab es auch keine, jetzt so notwendige Gendarmerie, und Leben
und Eigentum waren weit sicherer als jetzt! Und die Freiheit?
Lösch, 6. Jänner 1890 zu den Hl. Drei Königen
Die Fabriksarbeiter – die Sozialdemokraten, die ihn wollen, und jene, welche
ihn nicht wollen, von welchen am 2. Weihnachtstag wieder eine 3-gliedrige
Deputation zur Beratung einer genossenschaftl[ichen] Organisation bei mir
war – sprechen ganz offen von einem allgemeinen Welt- oder doch europäi-
schen Streike, der für den nächsten Mai geplant ist.
Bei der immer ausgebreitetern und vollkommenern Organisation der So-
zialdemokratie in der ganzen Welt ist kaum am Ausbruch einer allgemeinen
revolutionären Erhebung zu diesem oder einem andern Termin zu zweifeln.
Wenn z. B. nur in allen Kohlengruben gleichzeitig die Förderung eingestellt
würde, so stehen mit einem Schlag alle Fabriken, Eisenbahnen und Dampf-
schiffe still. Die Konsequenzen wären unabsehbar.
Zweimal hat die Schweiz einen Kongress zur internationalen Regelung
der Produktions-, Arbeits- und Lohnverhältnisse beantragt. An sich das ein-
zige Mittel, diese brennenden Fragen zu lösen. Und die Regierungen? Sie
stehen rat- und tatlos da und besorgen recht und schlecht „das laufende Ge-
schäft“.
Jetzt zu den böhmischen Ausgleichsverhandlungen wurden auch Herr
Gautsch und Bacquehem beigezogen. Was um alle Welt haben der Kultus-
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115