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1891
Lösch, 3. Jänner 1891
Alfred Windisch-Graetz schreibt, er leiste weiter keine Subvention fürs Va-
terl[an]d, pränumeriert aber 2 Ex[em]pl[are]!
Welche Logik?
Lösch, 15. Jänner 1891
Am 18. v. M. – wie schon bemerkt – haben die Jesuiten Welehrad bezogen.2226
Wie sehr sie die Bedeutung des Ortes für die hl. Kirche und die Nation wür-
digen und zu benützen verstehen, ergibt sich schon sogleich aus der Grün-
dung eines böhmischen Noviziats daselbst.
Ich danke Gott, der mich dies nach 30 Jahren der Sorge um Welehrad
noch erleben ließ und dessen Finger darin deutlich sichtbar ist, dass Er dem
so ganz jedes idealen Schwunges baren Erzbischof Fürstenberg den Gedan-
ken eingab, Societatem Jesu zu berufen und mit eigenen Opfern daselbst zu
installieren.
Die Zisterzienser bekümmerten sich weiter gar nicht mehr um ihr alt-
berühmtes Welehrad, und als sie im 1 000 g[roßen] Jubeljahr 1863 durch
Einladungsschreiben des sel[igen] Fürsten Hugo Salm an alle Zisterzien-
ser-Äbte zur Feier geladen wurden, kam nicht nur kein Einziger, sondern
erfolgte keine einzige Antwort!
F[erdinand] Spiegel und Günther Stolberg2227 beschäftigen sich mit dem
Plan der Gründung eines kathol[ischen] polit[ischen] Vereins für die Deut-
schen Mährens, die ganz in liberalen Händen sind. Sehr nötig, hochver-
dienstlich, aber auch außerordentlich schwierig.
Gott gebe seinen Segen!
Lösch, 18. Jänner 1891
Als ein bezeichnender und trauriger Höhenmesser nationaler Voreinge-
nommenheit mag das Faktum gelten, dass ein vermöglicher Deutscher nur
deshalb einen Beitrag dem St. Vincentius-Verein verweigerte, weil mein
Neffe,2228 ein Belcredi, an seiner Spitze steht!
2226 Siehe Eintrag vom 20.12.1890.
2227 Günther Graf zu Stolberg-Stolberg (1845–1926), MmLT (1894–1906), MöAH (1897–1900),
Ulanen-Rittmeister, wirkte 1872–1877 als Erzieher der Erzherzöge Karl Stephan und
Eugen, kaufte 1881 vom Vater seiner ersten Frau, Graf Moritz St. Genois, die Herrschaft
Paskau an der Grenze zu Schlesien, übernahm nach Belcredis Tod dessen Mandat im
Fideikommiss.
2228 Graf Ludwig Belcredi.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115