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Lösch, 24. März 1891
Wählten noch die Landtage in den R[eichs]rat, er wäre besser zusammengesetzt.
Mit dem Gesetze vom 2. April 1873 führten die liberalen Zentralisten
kurzweg die direkten R[eichs]ratswahlen ein. Es war ein flagranter Bruch
ihrer sonst sakrosankten „Verfassung“ und der Kaiser nannte es mir gegen-
über eine „konservative Maßregel“!
P. Andreas Frühwirt O. P. nannte neulich ein kathol[isches] Blatt wie das
Vaterland „einen Ersatz für eine katholische Universität“.
Lösch, 28. März 1891
Die Pragmatische Sanktion Kaiser Karls VI. war noch ein Akt strenger
Rechtsachtung und kam mit Beachtung der rechtlichen Natur und Ge-
schichte Österreichs zustande.
Anders war es leider mit der deutschen Bundesakte von 1814.
Ohne die gesetzlichen Vertreter der Länder zu fragen und zu hören, er-
klärte der Kaiser Franz I. den Beitritt zum Bund mit allen, ausgeschlossen
Galizien und Ungarn!
Die traurigen Folgen dieses Willküraktes und dieser Missachtung des
Rechts zeigten sich gleich nach 1866.
Sie zeigten sich in der Förderung der Trennungsgelüste Ungarns – im Du-
alismus – und in der Unkenntnis Österreichs in Deutschland und dem un-
besiegbaren Wahn des Auslands, dieses gehöre noch dazu und sei eigentlich
noch dazu ein Vasallenstaat des zentralisierten großen deutschen Reichs
seit 1870.
Lösch, Ostersonntag, 29. März 1891
Immer als kat[holische] konserv[ative] Institution und nicht wegen dieser
oder jener Redaktion, die ja wie alles Menschliche Schwankungen und Feh-
lern unterworfen ist, habe ich von Anbeginn das Vaterland subventioniert
und gefördert.
Dies scheint mir der richtige Standpunkt.
Lösch, 30. März 1891
Nachmittag Besuch einer Deputation des Brünner Weberfachvereins, der
mir eine Petition mit der Bitte übergab, Louis Liechtenstein zur Einbrin-
gung derselben zu bestimmen. Zugesagt: Sind brave, verständige Leute.
Lösch, 31. März 1891
Die Arbeiter erzählten mir gestern, sie hätten einmal Einsicht ins Budget
des Fabrikanten Schöller erlangt, nach welchem sich damals die Jahresein-
nahme auf rein 70 000 fl. bezifferte.
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115