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1892
Lösch, 4. Jänner 1892
Wieder eine Neugründung statt Verbesserung des Bestehenden. In Wien soll
eine Konservative Korrespondenz Organ des kons[ervativen] R[eichs]rats-
klubs erscheinen.
Immer Konkurrenz anstatt Vereinigung der Kräfte!
Das Iglauer kathol[ische] Volksblatt wieder konfisziert. Nun, es ist ja eben
katholisch und die Staatsanwälte – Freimaurer.
Lösch, 7. Jänner 1892
In der Thronrede, mit welcher der Kaiser dieser Tage den ungarischen
Reichstag schloss, betonte er lobend „die Treue der ungarischen Nation“,
welche bekanntlich in jedem Jahrhundert seit 1526 mindestens eine Revo-
lution machte. Welche Komödie und wie ungeniert man sich heutzutage an-
lügt!
Lösch, 8. Jänner 1892
Wie die Regierungen Volksvertretungen behandeln, zeigt sich recht anläss-
lich der Handelsverträge mit Deutschland und Italien.
Die kommende Woche beginnt in Wien die Beratung im Abgeordneten-
haus und am 1. Februar müssen sie fix und fertig in Kraft treten. Der Bien
muss, das ist moderner Parlamentarismus! Österreich erscheint dabei wie-
der als der Gekreuzigte zwischen den beiden Schächern. Eine bittre Frucht
des Dreibunds!
Lösch, 12. Jänner 1892
Aus Wien schreibt P[eter] Dahm,2287 Madame Liebig2288 – natürlich Baron,
weil die ehrenwerte Familie, welche ihr Vermögen vom Schmuggel, also vom
Staatsdiebstahl, hat, dafür „geadelt“ wurde – habe ihm die Inspektion ihrer
Häuser gekündigt, weil er Redakteur des Vaterland und deshalb Antisemit
sei!
2287 Peter Dahm, Redakteur des Vaterland von 1.1.1891 bis 9.2.1892.
2288 Vermutlich die Gattin des Reichenberger Textilfabrikanten Heinrich (seit 1861 Freiherr
von) Liebieg (1839–1904), MöHH seit 1897, Sohn des Reichenberger Industriepioniers Jo-
hann von Liebieg (1802–1870). Es ist nicht ganz klar, worauf sich die Vorwürfe Belcredis
wegen des Schmuggels beziehen, galt die Textilbranche doch viel eher als Anhänger des
Schutzzolls und hatte in ihren Anfängen von der Napoleonischen Kontinentalsperre pro-
fitiert.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115