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Heilmittel, wenn der Kaiser, woran ihn keine Verfassung und nichts hin-
dern würde, statt eines Zentralministeriums nach Art der alten Hofkanz-
ler Minister für die Länder der böhmischen Krone, andere Ländergruppen
und Länder ernennen und diesen Kultus, Unterricht, Justiz und Verwaltung
übertragen würde.
Der Statthalter Loebl – ein Pole, dem es nicht schwer fallen konnte, in den
Jahren seiner Amtierung wenigstens böhmisch lesen zu lernen – ließ alle
Interpellationsbeantwortungen vom Hofrat verlesen.
Wieder eine Verletzung des nationalen Gefühls und dann Verstimmung,
wenn die Nation gegen solche Nichtachtung reagiert!
Lösch, 3. Oktober 1892
Vor 29 Jahren, als nach dem Landesgesetz die aus den Kontributionsfon-
den gebildeten záložny den Teilhabern übergeben wurden, übernahm ich die
Verwahrung der Kasse und Führung der Rechnung durch meine Beamten.
Die Bauern, damals noch bescheidener, welche ihre Unfähigkeit dazu einsa-
hen, nahmen es dankbar an. Jetzt sind sie nicht klüger, aber eingebildeter
und hochmütiger geworden.
Sie mögen es nun selbst versuchen. Ich will, so schmerzlich ich sehe, dass
wieder ein Band zwischen ehemaligen Herrn und Untertanen sich löst, wei-
ter nichts damit zu tun haben, und heute ist die Übergabe an die Teilhaber
angeordnet und im Zuge.
Als das bezügliche Gesetz vor 30 Jahren im Landtag in Beratung stand,
vertrat ich den gerechten Standpunkt der Übergabe nach ehemaligen Herr-
schaften, nach welchen sie entstanden waren und gebildet sind, gegen Eu-
gen Kinsky, welcher ihre – finanziell vielleicht vorteilhaftere, aber rück-
sichtslose und unhistorische – Zusammenlegung nach größern Bezirken
befürwortete. Nachdem mein Antrag siegte, sagte Kinsky: „Nun gut! Sie
aber haben es zu verantworten, wenn nach einigen Jahren der eine Teil der
Fondsverwalter im Zuchthaus und der andre am Delirium tremens stirbt!“
Leider ist diese düstere Vorhersagung schon in einigen Fällen eingetrof-
fen.
Der Bauer ist und kann aus mehrfachen Gründen zu solchen Geschäften
nicht tauglich sein.
Am wenigsten jetzt, wo er fast ausnahmslos tief verschuldet ist und aus
Hochmut die rettende Hand zurückweist.
Lösch, 12. Oktober 1892
Desgleichen [Dr. Pospíšil geschrieben] wegen der absolut nötigen Ände-
rung der Redaktion des Hlas.
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115