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LÖSCH, 21. NOVEMBER 1893 1037
Das ist die Halbbildung der durch den Liberalismus aller Religion ent-
fremdeten Mittelstände. Deshalb haben wir so wenig kat[holische] Laien.
Und das ist der Nachteil der großen Bezirke, weshalb die Versammlungen
zu selten am selben Orte stattfinden können.
Lösch, 16. November 1893
Auffällig und traurig, dass der Adel im slawischen Volke in bald 250 Jahren
nicht vermocht hat, Würde zu fassen, ja noch mehr, dass sich der eingebo-
rene, die Sternberg, Dubský, Bukuvky, Mittrowský, Sedlnicky, Podstatzky,
Skrbensky etc. entnationalisierten.
Franz Silva[-Tarouca] sagte mir, die Neffen Heinrich Clam-Martinic und
Söhne seines Bruders Richard täten gewaltig deutsch.2409
Wo ist da ein Halt im nahen sozialen Sturm?
Lösch, 17. November 1893
L[adislaus] Rieger hat neulich in Brünn die Frage der Wiederherstellung des
Wahlrechts der Landtage in den Reichsrat angeregt!
Heute, číslo 263, schreibt der Hlas darüber. Dieses Recht der Landtage
nach dem Februarpatent vom 26.2.1861 ward denselben 1873 vom Reichsrat
mittelst Beschluss kurzweg mit einfacher Majorität genommen, und zw[ar]
in Abwesenheit der Tschechen und Polen!
Die Restitution kann daher ebenso einfach erfolgen.
Lösch, 19. November 1893
Dr. Fanderlík ist mit seiner Rede zur Wahlreform im R[eichs]rat,2410 wie das
Vaterland richtig sagte, zur mladočeská strana abgefallen. Wie steht es nun
mit seiner Mitgliedschaft im Národní klub nach Fanderlíks Rede am 4. d. M.
in demselben, der doch in seinem Programm erklärte, in allen politischen
Fragen auf christlicher Basis zu stehen?
Lösch, 21. November 1893
Die Jungtschechen aus Böhmen haben jede Verständigung mit den Resten
der Alttschechen zurückgewiesen und beschlossen, in rücksichtsloser Op-
position auch gegen das neue Ministerium Windisch-Graetz, ohne eine Tat
desselben abzuwarten, zu beharren. Und jetzt beschließen die mährischen
Jungtschechen, alle unter H[errn] Fanderlíks Führung ihnen beizutreten!
Welchen Sinn soll dies alles haben?
2409 Richards Sohn Heinrich, der spätere Ministerpräsident 1916/17.
2410 StPAH, XI., 11425–11432 (25.10.1893).
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115