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LÖSCH, AM PALMSONNTAG, 18. MÄRZ 1894 1049
raler! Während des Landtags sprach ich einmal mit dem Statthalter Spens,
der sagte, „die sog. Staatsgrundgesetze seien gar keine Gesetze!“
Lösch, 16. März 1894
Die ganze Angelegenheit der Gründung einer katholischen Universität in
Mähren ist vom Hlas ganz eigenmächtig, übereilt und ungeschickt vors Pub-
likum gebracht worden. Wenn überhaupt, so war sie
1. dem výbor Družstva zur Beratung und Beschlussfassung vorzulegen,
2. im Falle seiner Zustimmung war die Anregung des hitzigen Pfarrers von
Kokorž2440 nicht gleich als „Aufruf“, sondern als „Frage“ zur eingehenden
Diskussion zu veröffentlichen.
3. Je nach dem Ergebnis derselben und nach Vorlage und Genehmigung der
Bischöfe erst dann zur Subskription dafür einzuladen. Durch die dumme
Überstürzung in dieser Sache ward alles verdorben, die Partei und alle
Katholiken bei dem voraussichtlichen Misserfolg kompromittiert und die
Autorität verletzt und geschädigt.
Der Hohn der Liberalen über die Blamage wird nicht ausbleiben.
Lösch, 17. März 1894
Beim Verlassen der Landstube nach Schluss des letzten Landtags rief ich
meinem Sitznachbarn Dr. von Šrom zu: „S Bohem, pane sousede!“ Er erwi-
derte: „Oh, já sousedem již snad nebudu, mám toho až přes krk!“2441
So dürfte es den H[erren] Fanderlík und Žáček vielleicht bald gelingen,
den verdienten, begabten und höchst ehrenwerten „Führer der Nationalpar-
tei“ zu verdrängen, der allerdings solchen Leuten gegenüber viel zu nach-
sichtig, ja schwach ist.
Zur ersten Bemerkung füge ich nach Dr. Šroms eigner Mitteilung hinzu,
dass, während er gerade in Wien anwesend war, der Beschluss der nationa-
len mährischen Abgeordneten gefasst und ausgeführt wurde, in den jung-
tschechischen Klub einzutreten, ohne ihm ein Wort davon zu sagen!
Lösch, am Palmsonntag, 18. März 1894
Der sog. Hohenwart’sche Wahlgesetzreform-Entwurf stammt aus Dr. Schaeff-
les Feder.
2440 Daniel Deutsch, geb. 1826, Pfarrer in Kokory.
2441 „Gott befohlen, Herr Nachbar.“ „Oh, ich werde ihr Nachbar vermutlich nicht mehr sein,
mir steht es schon bis zum Hals.“
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115