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III) Neuer / Stögerischer Meierhof x
199)* Der neue Meierhof wurde 1893/94 von Anna Maria Stöger auf den Grund- und Rest-
Mauern des am 2. Mai 1893 im Zuge von Reparaturarbeiten abgebrannten alten Gutshofes
bzw "Häckhlischen" Meierhofs errichtet. Noch im Jahre 1959 war der "Stögerische
Meierhof" von 17 Personen bewohnt.550 Auch die Tischleri Öhner und das nachfolgende Cafe
Öhner (s.u.) befanden sich im Meierhofkomplex.551
200)* Wilhelmine Antensteiner erinnerte sich an eine alte größere Messing-Glocke an der
Wand im Hof des neuen Meierhofgebäudes, verwittert, aber reich graviert; die Gravur war
für sie nicht ausnehmbar, da die Glocke höher hing; die lange Kette mit Griff zum Läuten
erreichte sie als Kind nicht. Diese Meierhofglocke wurde immer um 12 Uhr mittags geläutet,
man hörte sie bis zu den Feldern, zum Rainhügel hinauf und bis zum Hof zu Mairstorff.552
* Sie ist vm ident mit dem sogenannten "Wetterglöckel", welches "seit alters her" vor
nahendem Unwetter warnte und die Tagwerker und Häusler zur Eile anspornte. Die Meierin
soll mit Hilfe des Glöckels an dessen Strang sie heftig zog, Hagel und Unwetterschäden
vom Hagen und sogar vom angrenzenden Areal Mairstorff ferngehalten haben. An letzteres
erinnert die Wettersäule am Stiegenaufgang Auberg im heutigen Stadtteil von Linz.553
201)* Ein Schöpfbrunnen befand sich noch im Zweiten Weltkrieg im Hof des
Meierhofgebäudes. Dort sollen die Hiwis ("Hilfswilligen"/Gefangenen) im 2. Weltkrieg
Wasser für die Mannschaft der Flak- (Flugabwehr) Großbatterie Hagen [2/388, 4/388,
6/288554] oberhalb des Schlosses geholt haben. Der von den Hagenbächen gespeiste
Brunnen war laut Rudi Kubinger ein Glücksfall, bot nicht nur der Flak Wasser; der
Wasserbehälter am Pöstlingberg war von den Bomben zerstört worden. Das Schloss sei nur
an einer Flanke "unspektakulär" getroffen, insgesamt geringfügig beschädigt worden.555
202)* Stallungen im Hagen
Ein Vermerk aus dem Schlossarchiv Hagen (10. Oktober 1586) weist darauf hin, dass "Der
Gn. H. Stephanus der Engl pawet gar fleißig am hackhof vnnd am roßstal daselbs".556
Die Weingärtner-Brüder Josef und Robert liebten ihre (meist braunen) Pferde, ritten gerne
gemeinsam und auch mit Schwager Josef Poschacher jun. aus (bis zum Poschacher Besitz
Gabrielenhof in der Nähe der Poschacher Brauerei) oder unternahmen Kutschen-Fahrten mit
"Pips" (Josef Poschacher wurde auch von der Familie "Onkel Pips" genannt, zur
Unterscheidung bzgl Josef Weingärtner "Onkel Pepi"), jeder in seiner eigenen Kutsche. Meist
starteten sie im Hagen. Auf die Sauberkeit der Stallungen legten sie größten Wert.557
550 AStL, Altes Archiv, 5. HA, Sch. 102, S. 68ff. Unter dem Schloss-Besitzer Christoph Häckhl wurde ab dem
Neubau des Schlosses (1571>1574) der bestehende alte Gutshof als Meierhof genützt.
551 AStL, Altes Archiv, 5. Hausakten, Sch. 103, Akt 43. Vgl Kaar/Pötzelberger, Gaststätten, 95.
552 Antensteiner, PI 12. Juli 2011.
553 Schäffer, Merkwürdiges aus dem Hagen/Linz, 1. Aufl., 58f. Fam. Rieseneder, PI 2004.
554 Kutschera, Fliegerangriffe, 262. Munitionsverbrauch am 25. Juli 1944: Großbatterie Hagen: 529, Schuß
8,8cm; dieser Luftangriff galt den Linzer Industrieanlagen, daher keine Vermerke im Hagen.
555 AStL, Oberdonau-Zeitung, 16. Jänner 1945. Kubinger, PI Dezember 2006: Die Hiwis betonten ua gegenüber
Rudi Kubinger, dass sie sehr zufrieden mit ihrem Dienstposten wären. Sie hatten lauter junge Studenten als
Vorgesetzte, welche sie gut behandelten. Beim Wasserholen im Meierhof Hagen sollen sie zuweilen ihre
heimatlichen Lieder gesungen, kleine Trinkgelder oder kulinarische Zuwendungen erhalten haben.- Kutschera,
Fliegerangriffe, 266ff, 311. Miksch, PI 11. August 2009, 16. Jänner 2016. Höllmüller, PI 16. Jänner 2016 (s.u.).
556 Reder, PI 1999, Abschrift/Durchschlag, SA Hagen, Lade 3.
557 Lang, PI ua Februar 2009. Vorderegger, PI 19. Juli 2010. Sie hatten, wie von den Großeltern gewohnt,
"Bräunel": Großvater Stöger liebte "reines leuchtendes Braun". Marie Steinberger, Erinnerungen, PA
Vorderegger.
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Blickwinkel Raritäten aus dem Hagen/Linz
- Title
- Blickwinkel Raritäten aus dem Hagen/Linz
- Authors
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Publisher
- Eigenverlag Schäffer
- Location
- Linz
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 319
- Keywords
- Linz, Oberösterreich, OÖ, Schloss
- Categories
- Geschichte Chroniken
Table of contents
- Vorbemerkungen 1
- Kurzinformation 11
- Das Schlossgebäude Hagen 18
- Objekte, Besonderheiten 18
- Eingangsbereich 18
- Vorhaus, Gänge 22
- Wohnsaal, Erker 25
- Speisezimmer ... 39
- Schlafräume 41
- Stifterzimmer 44
- Steinerner Saal 55
- Empfangszimmer 58
- Bauern-/Jagdstube 63
- Freseken-/Rittersaal 67
- Schloss-Archiv 70
- Bibliothek 89
- Raritätenkammer ... 100
- Schlosskapelle 104
- Sakristei 117
- Taufkapelle 124
- Beichtkammer 125
- Gästetrakt 126
- Küchen 127
- Dachboden 128
- Keller 131
- Besonderheiten 138
- Der alte Gutshof 142
- Stögerischer Meierhof 152
- Stock 159
- Brauerei 161
- Weitere Gebäube 172
- Teiche 174
- Bäche 178
- Gärten und Park
- Pöstlingberg 203
- Urfahrwänd 210
- Früh abgekommene Objekte 231
- Weitere Schenkungen 239
- Ungeklärter Abgang .. 241
- Im Außenbereich 249
- Festivitäten 256
- Bombardierung 271
- Miszellen 277
- Anhang I 282
- Anhang II 288
- Ausblick 305
- Schlussbetrachtung 306
- Literaturliste 308
- Abkürungsverzeichnis 312
- Blick auf die Autoren 313