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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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Unklare Mobilisierungsplakate | 155 weise (bald) ausbrechenden „Serbienkriegs“ hervor. Auch das Tagblatt hob hervor, dass die Einberufung des Landsturms „besonders lebhaft besprochen“ wurde.92 Die Einberufung des Landsturms irritierte und verunsicherte sehr viele Menschen, zumal sie einen derartigen Schritt nicht erwartet hatten und weil so ziemlich jeder wehrfähige Mann dem Landsturm zuzurechnen war.93 Jeder einzelne wehrfähige Staatsbürger zwischen dem 19. und dem vollendeten 42.  Lebensjahr zählte letzt- endlich zum Landsturm, sofern er nicht dem Heer, der Marine, den (beiden) Landwehren oder der Ersatzreserve angehörte.94 In den Zeitungen stand unauf- hörlich: „Wer im Zweifel ist, ob er einrücken muß, muß sich sofort heute darüber bei der Behörde Klarheit verschaffen.“95 Schnell wurden die Folgen der Einberu- fung des Landsturms für das eigene Berufs- und Privatleben abgewogen. Diesem aufgezwungenen Abschätzen der weiteren Konsequenzen einer Einberufung stell- ten sich nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen. Das teilweise zweispra- chig gehaltene Mobilisierungsplakat lieferte unverkennbar den letzten Beleg für den unaufhörlich im ersten Kriegsjahr artikulierten Ernst der Lage. Hervorgerufen wurde dies unter anderem mit dem unmissverständlichen Schlusssatz der Plakate: „Die Nichtbefolgung dieser Anordnung wird nach den bestehenden Gesetzen strenge bestraft.“ Dessen waren sich auch die Redaktionen bewusst, weswegen sie von nun an pausenlos und ohne Gegenstimmen vom Ernst der Lage sprachen („des großen Ernstes der Situation“, „ernsten Zeit“, „ernsten Tagen“, „hochernsten Zeit“, „in schwerer Zeit“, „ernste Zeit“).96 Auch das vereinzelt in der bürgerlichen Presse abgedruckte und von Leopold  IV. Schuster (Fürstbischof von Seckau) gegen Ende Juli in Umlauf gebrachte Hirtenschreiben begann mit dem Satz: „Eine ernste Zeit ist über Österreich hereingebrochen.“97 Das (gemeinsame) Lesen und Vorle- 92 Der Sonntag, in: Grazer Tagblatt, 27.7.1914, 4. 93 Der k.  k.  Landsturm ist nicht mit der k.  k.  Landwehr ident. 94 Vgl. den Lexikonartikel „Streitkräfte (Österreich-Ungarn)“ von Manfried Rauchensteiner in: Hirschfeld/Krumeich/Renz (22014), 896–900, 897. 95 Zur Einberufung des Landsturmes, in: Arbeiterwille, 27.7.1914, 1. 96 Die Zitate stammen aus: Die Grazer Humoristen in des Kaisers Rock, in: Grazer Volksblatt, 1.8.1914, 3 [Vgl. parallel: Die Grazer Humoristen in des Kaisers Rock, in: Kleine Zeitung, 2.8.1914, 8]; Eine Mahnung an die Arbeiter in der ernsten Zeit, in: Arbeiterwille, 5.8.1914, 2; Krieg und Mode, in: Grazer Volksblatt, 8.8.1914, 4; Kriegshilfe für das Kleingewerbe, in: Grazer Tagblatt, 16.10.1914 (2.  Morgenausgabe), 5; Die Wiederherstellung der Gemeindeautonomie?, in: Grazer Mittags-Zeitung, 9.10.1914, 3; Bauerndank, in: Sonntagsbote, 9.8.1914, 1. 97 Se. Exzellenz Fürstbischof Dr. Leopold Schuster über den Krieg, in: Grazer Volksblatt, 2.8.1914, 3.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Title
Graz 1914
Subtitle
Der Volkskrieg auf der Straße
Author
Bernhard Thonhofer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln- Weimar
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
510
Keywords
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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