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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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Arbeitslosigkeit | 265 kehrt ist. [...] Es kann auch nicht bestritten werden, daß sich der natürliche Egoismus der Landwirte gerade in der Kriegszeit häufig mehr als unangenehm fühlbar macht.“54 Kehrt man zurück zur Arbeitslosigkeit zu Kriegsbeginn, so verringerte sich diese im Grazer Raum spürbar durch die seit 17.  August laufende Hopfenernte. Sie bean- spruchte Hunderte Frauen und Kinder.55 In der entsprechenden Stellenausschrei- bung des Grazer Arbeitsvermittlungamts hieß es: „400 Hopfenpflückerinnen, Re- servistenfrauen, Mädchen und Kinder über 12 Jahren finden [...] sofort Arbeit.“56 Bei den anderen Branchen waren die Vermittlungserfolge teilweise rückläufig, teilweise blieben sie gleich. Zudem verzeichnete das Arbeitsvermittlungsamt bei den Lehrjungen einen Rückgang an Vermittlungen.57 Als Ursache nannte das Amt die Tatsache, dass viele Meister einrücken mussten, weswegen diese keine neuen Lehrlinge aufnehmen konnten. Außerdem wurden viele Lehrjungen entlassen. Bei den weiblichen Lehrlingen erzielte das Amt jedoch ungefähr die gleichen Vermitt- lungserfolge wie die Jahre zuvor. Dagegen erwies sich die Vermittlung der Dienst- mädchen als besonders schwierig: „Durch den Ausbruch des Krieges waren viele Familien gezwungen, sich bedeutend einzuschränken, was daraus zu entnehmen ist, daß viele städtische Dienstmädchen entlassen wurden, da in zahlreichen Fällen wegen Einrückung des Haushaltsvorstandes die Frauen zu Angehörigen übersie- delten und den Haushalt für die Dauer des Krieges auflösten.“58 Die Arbeitsbedin- gungen der steirischen Dienstmädchen kamen auch in der sozialdemokratischen Arbeiterinnen-Zeitung (Wien) zur Sprache: „Am allerschlechtesten sind aber heute noch die Dienstmädchen daran. Sie wurden gleich im Anfang massenhaft entlassen, selbst von Damen, die den Haushalt noch in demselben Maßstab führten als vor dem Krieg. ‚Jetzt ist Krieg, ich muss mich einschrän- ken, ich muß dem Roten Kreuz spenden‘, sagten viele, die Stubenmädchen und Köchin hatten, und entließen das Stubenmädchen, im anderen Falle die Bedienerin. Die Arbeit musste eben auf die Zurückbleibenden aufgeteilt werden. Andere Damen reduzierten 54 Stadt und Land, in: Arbeiterwille, 29.6.1916, 1, 2. 55 Ich beziehe mich hier auf folgende Zeitschrift: Der Arbeitsnachweis. Zeitschrift für Arbeitslosig- keit, Arbeitsvermittlung, Auswanderung und innere Kolonisation. Organ des Reichsverbandes der allgemeinen Arbeitsvermittlungsanstalten Österreichs der Österr. Vereinigung zur Bekämp- fung der Arbeitslosigkeit (1914), 459. 56 Steiermärkische Arbeitsvermittlung, in: Arbeiterwille, 23.8.1914, 11. 57 Bericht über die Tätigkeit der steierm. Arbeitsvermittlungsämter und des unentgeltlichen Woh- nungsnachweises in Graz im Jahre 1914 (1915), 10. 58 Ebd., 8.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Title
Graz 1914
Subtitle
Der Volkskrieg auf der Straße
Author
Bernhard Thonhofer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln- Weimar
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
510
Keywords
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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