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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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Hamsterkäufe | 291 gab, zu den Hamsterkäufen. Die Vehemenz der Hamsterkäufe erschließt sich auch aus einer Presseaussendung des Allgemeinen Spar- und Konsumvereins: „Unsere Warenbestände sind ziemlich geräumt.“236 Die Verwaltung dieser Konsumgenos- senschaft erboste sich bereits zuvor darüber, dass viele nicht vereinsregistrierte Personen (illegitim) im preiswerten Konsumverein einkaufen wollten.237 Ebenso zeigte sie sich über jene Vereinsmitglieder verärgert, die für Nicht-Vereinsmit- glieder einkaufen gingen: „Wer die Vorteile der Genossenschaft genießen will, soll auch die Pflichten übernehmen und Vereinsmitglied werden.“238 Darüber hinaus war die Verwaltung von jenen Vereinsmitgliedern enttäuscht, die zwar „jahrelang nicht“ nicht den Konsumverein durch Einkäufe und Mitgliedsbeiträge unterstützt hätten, nun aber in Zeiten des Kriegs und der Not „mit großem Nachdruck Waren verlangten.“239 Die Art und Weise, wie die Verwaltung über Teile ihrer Kundschaft sprach, verdeutlicht exemplarisch eine weit verbreitete Umgangsform im Grazer Kriegsalltag. Diese Umgangsform scheute nicht vor harscher Kritik, wenn es um Fragen bezüglich des „richtigen“ Zusammenlebens im Grazer „Feldlager“ ging. Eine Folge des Andrangs auf den Konsumverein war, dass man oft nur mehr unter Vorzeigen des Mitgliedsbuches/der Legitimationskarte im Konsumverein einkau- fen konnte (Es sei denn, man war dem Verkaufspersonal bekannt). Im Übrigen behielt der Verein die strikte Barzahlung in seinen Läden bei. Zusätzlich dazu er- hielten die Vereinsmitglieder nur mehr in Ausnahmefällen einen Kredit. Eine Vo- raussetzung hierfür war, dass man das Mitgliedsbuch beim Verein hinterlegte.240 Außerdem sollte man nur in jenen Verkaufsstellen einkaufen, in denen man nor- malerweise einkaufte. Jedoch blieb das „Von-Geschäft-zu-Geschäft-Gehen“ weder auf die Konsumvereine noch auf den Kriegsbeginn beschränkt. Anfang Jänner 1915 verlautbarte die Statthalterei: „Amtlich wird mitgeteilt: Es wurde der Statthalterei mitgeteilt, daß Hausfrauen, insbe- sondere solche der besseren Kreise, sich vielfach übermäßige Vorräte an Mehl anschaf- fen, die ihren Bedarf auf lange Zeit hinaus weitaus überschreiten. Da für die Abgabe von Mehl im Kleinhandel an unmittelbare Verbraucher eine Höchstmenge von drei Kilogramm festgesetzt ist, gehen sie oft von Kaufmann zu Kaufmann, um bei jedem kleinere Mengen zu kaufen, und sich auf diese Weise einen größeren Vorrat zu schaffen. Dieses Vorgehen, das an sich wenig vaterländisches Empfinden erkennen läßt, entbehrt 236 Die Maßnahmen des Grazer Konsumvereins, in: Arbeiterwille, 1.8.1914, 3. 237 Ebd. 238 Der Grazer Konsumverein an seine Mitglieder, in: Arbeiterwille, 15.8.1914, 8. 239 Ansturm auf die Geschäfte des Grazer Konsumvereines, in: Arbeiterwille, 29.7.1914, 3. 240 Der Grazer Konsumverein an seine Mitglieder, in: Arbeiterwille, 15.8.1914, 8.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Title
Graz 1914
Subtitle
Der Volkskrieg auf der Straße
Author
Bernhard Thonhofer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln- Weimar
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
510
Keywords
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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