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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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Hamsterkäufe | 297 der Schuh- und Lederfabrik Franz Rieckh’s Söhne, am 5.  Dezember 1914 Anzeige gegen eine für den gleichen Tag im sozialdemokratischen „Volksheim“ (Strau- chergasse) angesetzte Veranstaltung.267 Die Grazer Polizei-Direktion Graz ging der Anzeige nach und lud Josef Zotter, den Initiator der Versammlung, vor. Dabei kam heraus, dass Zotter für den gleichen Tag eine weitere Veranstaltung angesetzt hatte, die in einem Grazer Gasthaus stattfinden sollte. Auf den beiden Veranstal- tungen hätte man nach Zotters Angabe über die Missstände in der besagten Hee- resrüstungsanstalt geredet. Zusätzlich dazu wäre eine Petition geplant gewesen, in der man die Fabrikleitung kritisiert hätte und die man an das Kriegsministerium geschickt hätte. Die Versammlungen mussten letztendlich abgesagt werden. Als Begründung führte die Behörde das am 26.  Juli 1914 erfolgte Versammlungsver- bot an. Angeprangert wurden auch jene Geschäfte, die sich in den Zeitungen un- rechtmäßig als Heereslieferanten ausgaben. Das k.  k.  Handelsministerium nahm beispielsweise wahr, „daß sich einzelne Personen und Firmen vielfach unter re- klameartigem Hinweis auf angebliche Beziehungen zur Heeresverwaltung in Zei- tungsannoncen und Zirkularien den Geschäftsleuten zur Vermittlung von Hee- reslieferungen oder zur Angabe von Stellen, bei denen verschiedene Arbeiten zu vergeben wären, mitunter auch zur Weitervergebung der angeblich von der Hee- resverwaltung erhaltenen Lieferungsaufträge anbieten.“268 Abseits einiger Heeresrüstungsanstalten erweckten diejenigen Bäckereien, die laut Presse trotz gleichbleibender Preise ihre Weißgebäcksorten verkleiner- ten, Ärger, Missmut und Unverständnis in der Bevölkerung.269 Die regelmäßigen Beanstandungen und Beschuldigungen blieben nicht auf einige Grazer Betriebe beschränkt, sondern sie trafen jedwede „unpatriotische“ Bäckerei der Monar- chie (z.  B. die Bäckereien in Knittelfeld).270 Zusätzlich dazu standen die Getrei- demühlen in Kritik, zumal man ihnen vorwarf, dass sie ihre Mahlprodukte zu teuer verkaufen würden.271 Aufgrund der Anschuldigung, dass die Bäckereien in Zusammenarbeit mit den Mühlen schlechtere Qualität zu höheren Preisen an- 267 Die Bemerkungen zu Karl Rieckh fußen, sofern nicht anders ausgewiesen, auf: Neck (1964), 12–13. 268 Unreelles Gebaren in Bezug auf Heereslieferungen, Erlass der Statthalterei vom 11.11.1914, in: Verordnungsblatt der k.  k.  steiermärkischen Statthalterei (18.11.1914), 339. Siehe z.  B. eine Mitteilung der Statthalterei in: Gegen unlauteren Wettbewerb, in: Grazer Tagblatt, 13.11.1914 (2.  Morgenausgabe), 3. 269 Ein zentraler Artikel hierzu ist: Gegen die Verkleinerung des Weißgebäcks, in: Arbeiterwille, 2.8.1914, 4. Vgl. parallel: Zu kleines Weißgebäck, in: Grazer Tagblatt, 2.8.1914, 5; Allzu kleines Weißgebäck, in: Grazer Volksblatt, 2.8.1914, 6. 270 Kriegshyänen, in: Arbeiterwille, 9.10.1914, 3; Knittelfeld, in: Arbeiterwille, 18.10.1914, 10. 271 Nützen die Maximaltarife für Lebensmittel?, in: Arbeiterwille, 5.9.1914, 1.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Title
Graz 1914
Subtitle
Der Volkskrieg auf der Straße
Author
Bernhard Thonhofer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln- Weimar
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
510
Keywords
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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