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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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| Alltag und Einheitsprüfungen332 eins Sokol vorläufig in Verwahrung genommen.434 Ebenso wurde der Vereinsturn- saal, den sich der slowenische Sokol mit dem böhmischen Sokol in der Unger- gasse teilte, „geschlossen und amtlich versiegelt“.435 Da sämtliche Funktionäre des böhmischen Sokol zur Kriegsdienstleistung eingerückt waren, wurde dem Bericht zufolge das Sistierungsdekret auf die Turnsaaltür affichiert. Vom serbischen Turn- verein waren dagegen sämtliche Funktionäre abgereist. Zudem akzentuierte der Polizei-Direktor, „dass es sich nunmehr nach Sistierung der vorerwähnten Vereine vielleicht empfehlen dürfte, mit der gleichen Massregel [sic] auch gegen die uni- onistischen Vereine ‚Hrvatska‘, ‚Srbadja‘ und ‚Tabor‘ vorzugehen.“436 Wenige Tage später wurden auch diese drei Vereine von den Behörden geschlossen. Weitere Verfügungen hinsichtlich der drei Vereine blieben dem Bericht zufolge aber aus, da „sämtliche Funktionäre […] von Graz abgereist, beziehungsweise zur Kriegs- dienstleistung eingerückt“ waren.437 Letztendlich herrschte über den „slawischen“ Vereinen in Graz während des Kriegs Grabesstille.438 Im Gegensatz zu den vielfach thematisierten Neubedingungen des bürgerlichen und sozialdemokratischen Ver- einswesens kommentierte die Grazer Presse die „antislawischen“ Vereinssistierun- gen nur am Rande. Zumeist handelte es sich hierbei um Vereinssistierungen oder Hausdurchsuchungen außerhalb von Graz.439 Die Verschärfung des steirischen Nationalitätenkonflikts verunmöglichte die Herausbildung eines gemeinsamen „Landesbewusstseins“440 und bremste die täglich zu formierende Einheitsbildung massiv, sodass diese bereits in ihren Anfängen brüchig war. Erkennbar ist dies nicht nur an den zahlreichen Verbaldelikten von „Serbenfreunden“, an den Ver- haftungen, Hausdurchsuchungen und Einvernahmen (Verhören), sondern auch an den Ausschreitungen. 434 Vgl. dazu auch: Murlasits (2005), 63. 435 Polizei-Direktion Graz an Statthalterei-Präsidium, 13.8.1914, in: StLA, Statt. Präs. E92c/444/1906 (1.  Teil). 436 Polizei-Direktion Graz an Statthalterei-Präsidium, 24.7.1914, in: StLA, Statt. Präs. E92c/444/1906 (1.  Teil). 437 Polizei-Direktion Graz an Statthalterei-Präsidium, 25.8.1914, in: StLA, Statt. Präs. E92c/444/1906 (1.  Teil). 438 Promitzer/Petrowitsch (1997), 200. 439 Cilli. (Hausdurchsuchungen.), in: Grazer Volksblatt, 14.8.1914, 5. 440 Moll (2007a), 24.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Title
Graz 1914
Subtitle
Der Volkskrieg auf der Straße
Author
Bernhard Thonhofer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln- Weimar
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
510
Keywords
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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