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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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| Alltag und Einheitsprüfungen382 rum endeten mit schweren Körperverletzungen infolge eines Bajonettstoßes. Ende August wurde zum Beispiel ein, der Presse zufolge, alkoholisierter Büchsenmacher von einem Wachposten des Finanzamtsgebäudes, wo das Bürgerkorps die Wachen stellte, durch einen Bajonettstoß verletzt, weshalb dieser ins Krankenhaus eingelie- fert werden musste.703 Im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Passant dem Wachposten bloß ein paar Zigarren (spontan) spendieren wollte, wobei sein Griff in die Tasche zum „Auslöser“ der Gewalt wurde. Andere Vorfälle endeten mit Warnschüssen. Beispielhaft ist hier ein nächtlicher Zwischenfall beim Andritzer Wasserwerk, wo ebenfalls das Bürgerkorps die Wachen stellte. Der Wachposten sah zunächst „mehrere Personen, die eine Lampe bei sich trugen“, die nahegelege- nen Büsche durchstreifen.704 Als er ihnen zurief, wurde das Licht gelöscht. Nach- dem keine Antwort folgte, entschloss sich der Wachposten mehrere Schüsse abzu- geben. Aufgeklärt wurde der Vorfall nicht. Für die Presse hatte es aber den Anschein, dass „sich mehrere Personen mit der Wache einen Spaß gemacht haben“.705 In Gösting wurde Ende August sogar mehrmals auf den Wachposten des (neuen) Monturdepots706 geschossen, wobei das Ganze in eine Verfolgungsjagd, an der sich auch einige Zivilpersonen beteiligten, mündete.707 Obwohl man auf die Flüchtigen schoss, gelang es ihnen zu entkommen. Im Zuge des „Absuchen[s] der Gegend um das Depot [...  kam es] zur Verhaftung von vier verdächtigen Personen.“708 Am Ende blieb diese Verfolgungsjagd ein Einzelfall, die sich aber gerade zu jener Zeit zutrug, als die Presse mehrmals zur Verfolgung „Flüchtiger“ aus dem k.  k.  Zivilinterniertenlager (am) Thalerhof aufrief. Aus den Tageszeitun- ein Grazer, den besseren Ständen angehörend, in Gesellschaft zweier Damen die Eggenberger- Unterfahrt. Plötzlich blieb der Herr inmitten der Unterfahrt stehen, betrachtete die Brücke so auffallend, daß sich der dort befindliche Posten veranlaßt sah, den Mann zum sofortigen Ver- lassen der Unterfahrt aufzufordern. Statt dieser Aufforderung nachzukommen, ließ der Ange- haltene sich mit dem Posten in einen Wortwechsel ein und versetzte ihm schließlich einen Stoß. Als der Posten das Bajonett fällte und der oberhalb der Brücke befindliche Posten, welcher durch den Lärm aufmerksam wurde, herbeikam und dem Manne das Bajonett an die Brust setzte, ließ der Bedrohte ab und gab seinen Widerstand auf, worauf er in das Wachzimmer am [... Haupt- bahnhof] eskortiert wurde. Eine große Menge Neugieriger begleitete die Eskorte.“ Aus: Verhalten gegenüber den Militärwachen, in: Grazer Volksblatt, 22.8.1914, 5. 703 Ein verhängnisvoller Irrtum, in: Grazer Mittags-Zeitung, 28.8.1914, 3. 704 Achtung auf die Wachtposten, in: Grazer Mittags-Zeitung, 24.8.1914, 3. 705 Ebd. 706 Die k.  u.  k.  Armee verfügte seit 1912 nur mehr über vier Monturdepots. Die anderen Monturde- pots waren in Wien, Brünn (Brno) und Budapest (Ofen-Pest), vgl. Wagner (1987), 571. 707 Anschlag auf einen Posten, in: Grazer Tagblatt, 1.9.1914 (Abendausgabe), 6. Vgl. auch: Auf einen Wachposten geschossen, in: Grazer Volksblatt, 2.9.1914, 5. 708 Auf einen Wachposten geschossen, in: Grazer Volksblatt, 2.9.1914, 5.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Title
Graz 1914
Subtitle
Der Volkskrieg auf der Straße
Author
Bernhard Thonhofer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln- Weimar
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
510
Keywords
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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