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3. GeschichtederHipHop-MusikausĂ–sterreich 93
AbernatĂĽrlichbestehendievondenRapperinnenangesprochenenProblemeimmer
noch,unddie imZitatvonKleinundFriedrichvorgestellteLesartvonHipHopals»pa-
triarchalorganisierte[r],männlichdominierte[r]undsexistische[r]Kulturpraxis« trifft
auchheutenochaufeinennichtzuvernachlässigendenTeilderHipHop-Bewegungzu.
DieAussagedesZitatswirdderVielfaltderHipHop-KulturundihrerMitgliedernatĂĽr-
lichnicht gerecht, aber sie auchnicht vollständig vonderHandzuweisen.Vor allem
seitdemAufkommendesGangsta-RapsEndeder 1980er JahrewerdenFrauensehroft
zubitchesundhoesunddamitzumsexuellenObjektdegradiert–Ausnahmebildetein-
zigdieeigeneMutter,diemeistzurHeiligenstilisiertwird.»Schönheit istvergänglich,
ichbehauptedasGegenteil,/dennMama,bleibtdieschönsteFrauhieraufLebenszeit.«
(Bushido–»Nur fürdich«2010)
Neben Gewaltverherrlichung undHomophobie ist Misogynie der wahrscheinlich
häufigsteKritikgegenstandgegenüberRap-Texten. Frauenfeindlichkeit tritt vor allem
in denHipHop-Subgenres desGangsta-Raps unddes sogenannten Porno-Raps, aber
auchbei TrapundCloud-Rap sowie häufig inBattle-Raps zutage.Rapper verteidigen
frauenfeindlicheAussagenoftmalsdamit,dass sienichtFrauen,sonderndieEhredes
realen oder fiktiven Rap-Kontrahenten angreifen und ihn damit dissen79wollen. Der
RapperManijakbeziehtineinemInterviewzudiesemThemaStellungundnimmtdabei
genaudieebendargelegteHaltungein:
Wennich inmeinenTextensage»IchfickedeineFrau«,danngreife ichvordererstdie
EhredesMannes an. SeinenStolz – undnicht dender Frau. Ich spreche zumeinem
unsichtbarenGegenüber. IchfindeBattlerapsollte sichnicht jederanhören, sondern
nur solche, die ihn auch verstehen. Es klingt vielleicht frauenfeindlich und ist es in
einer anderenUmgebungals diemeine auch. Aber unter Rappern glaube ichnicht,
dass jemandvonunsfrauenfeindlich ist. (ManijakzitiertnachReinhard2015)
Wie immer lässt sichdieseAussage sicherlichnicht auf alleRappermit frauenfeindli-
chenTextpassagenanwenden,abersieentspricht inetwadem,wasmeistauchandere
RapperalsAntwortaufFragenzudiesemThemageben.
Manmussakzeptieren,dass inderSprache, inwelcher ichspreche[,]unddamitmei-
ne ichnichtmichalsPrivatperson, sondernmichalsMusiker,der imStudio sitztund
Songsaufnimmt, ichaucheinebestimmteSprachebediene. InunseremGenre istdas
einfachso.Wennichsage:Bistdubehindert?,dannmöchteichdamitnichtbehinder-
tenMenschenzunahetreten. (BushidozitiertnachRustler2015)
AbernichtnurinderText-,sondernauchinderfĂĽrHipHopwichtigenBildsprachewer-
denFrauenmeistnuralsObjektderBegierdedermännlichenRapperrepräsentiert.Vor
alleminMusikvideossindFrauenvorallem»Beiwerk«(KleinundFriedrich2003,S. 125).
VieleVideosaktualisierendietypischeGeschlechterhierarchieunddasgängigeBildvon
Männlichkeit imHipHop.Frauen sollen entweder zumTanzen animiertwerdenoder
umwerbendenRapperundseineCrew,währenddieserdieHandlungvorgibt.
79 DerAusdruckdissenkommtvomenglischenVerb todisrespectundbedeutet, jemandenverbalan-
zugreifenbzw.denRespektabzusprechen.
Hip Hop aus Ă–sterreich
Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Title
- Hip Hop aus Ă–sterreich
- Subtitle
- Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Author
- Frederik Dörfler-Trummer
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5556-2
- Size
- 15.5 x 24.0 cm
- Pages
- 341
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Danksagung 7
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretische und methodische Ansätze 17
- 3. Geschichte der HipHop-Musik aus Ă–sterreich 25
- 3.1 Entstehung und Entwicklung der HipHop-Musik in den USA 26
- 3.2 Die vierphasige Einteilung der österreichischenHipHop-Geschichte 36
- 3.3 Ursprünge der österreichischen HipHop-Musik –Phase 1 (1981-1993) 37
- 3.4 Eine österreichische HipHop-Szeneentsteht –Phase2 (1992-1998) 49
- 3.4.1 Ghetto HipHop SoundSystem und Gainful Gallivants 51
- 3.4.2 Schönheitsfehler und die»Duck-Squad-Ära« 52
- 3.4.3 »DieKlass evon ’95«–Total Chaos, Texta und DasDampfendeEi 53
- 3.4.4 DasVermächtnis und Ende von DuckSquadPlatten 55
- 3.4.5 Aufkommen neuer (alter) HipHop-Labels und-Gruppen 56
- 3.4.6 Die aufkeimende HipHop-Szene in Linz 57
- 3.5 Zeit des Aufbruchs und Umbruchs–Phase3 (1998-2004) 58
- 3.6 Wachstum, Professionalisierung, Diversifikation–Phase4 (2005 bis heute) 80
- 4. Glokale HipHop-Kultur: Analyse der österreichischen HipHop-Szene und ihrer Musik 107
- 5. ResĂĽmee 287
- 6. Best of Listen österreichischer HipHop-Musik 293
- 7. Quellenverzeichnis 297
- Abbildungsverzeichnis 327
- Index 329