Page - 132 - in Hip Hop aus Österreich - Lokale Aspekte einer globalen Kultur
Image of the Page - 132 -
Text of the Page - 132 -
4. GlokaleHipHop-Kultur: AnalysederösterreichischenHipHop-Szeneund ihrerMusik 133
abschließendewordcut »and I’mmakeep it real, as I can« kommt vomStück »Crush«
(1996) des Rappers Big Shug –produziert vonDJPremier.Da diese Texteinwürfe den
Originalversionen der jeweiligenHipHop-Songs und nicht A-cappella-Versionen ent-
nommensind,bringen sie zusätzlichesmusikalischesMaterialmit.Dieseswird zwar
vor allemmittelsEQing35 so gut alsmöglich imHintergrund gehalten, aber etwa im
letztenwordcut istdasfür»Crush«alsGrundlagedienendeSampleauseinerAufnahme
derKomposition»AlsosprachZarathustra«vonRichardStraussdeutlichzuhören.
DerEinsatzvonwordcutsalsErsatzoderErgänzungdesTextes imChorusisteinty-
pischesMerkmalvonStückenausdemBoomBap-Genre.Wiebereitserwähnt,sindsie
nichtnurwegenihrer inhaltlichenAussagerelevant,sondernsiedemonstriereneiner-
seits,dassder/dieProduzentIn/DJWissenüberdieHipHop-Geschichtebesitzt,undsie
dienenandererseitsalseineArtHommageandiegesampeltenKünstlerInnen.Esspie-
gelteingewissesTraditionsbewusstseinwider,daseinewichtigeRolleimHipHopallge-
meinspielt,abermeinerMeinungnachvorallembeiAnhängerndesBoomBap-Genres
besonders geschätzt wird. Es wird zudem der DJ bzw. dasDJing, also ein HipHop-
Element,dasvomRap inden 1980ernausdemRampenlichtgestoßenwurde,als zen-
tralerBestandteil einesHipHop-Songsetabliert.
DieBridge von »Rapshit« ist erst durchdenbereits genanntenTonartwechsel auf
e-Moll in dieser Formmöglich. Denn die Bridge beginntmit einemSample, das im
OriginalsongaufdemdrittenVierteldesviertenTaktes liegt.Bei »Rapshit«findet sich
dieses Sample jedoch auf derEinswieder, also umeinenhalbenTakt verschoben.Da
jedoch die neue Tonart bei »Rapshit« e-Moll ist und demgesamten vierten Takt von
»DarkEndoftheStreet«e-Mollzugrundeliegt,fälltdieVerschiebungumeinenhalben
Taktnichtweiterauf.
Zu den verwendeten Samples wurden Drums und ein (Sub-)Bass program-
miert/eingespielt. Beides ist rhythmisch sehr »gerade« und recht einfach gehalten
und orientiert sich wie die Sampleplatzierungen sehr stark an den Viertelschlägen.
Dass sowohl Bass als auch Drums fast ohne Synkopen und/oder Verschiebungen
imMikrotiming-Bereich (ausgenommen in der Bridge) auskommen, ist gerade für
BoomBap-Beatseherungewöhnlich.36DieseweisenüblicherweisestarkeSynkopierun-
genauf,meistgepaartmiteinemausgeprägten»Swing-Charakter«und/oderhörbaren
Verschiebungen im Mikrotiming-Bereich gegenüber dem Metrum.37 Es gibt zwar
auch in »Rapshit«Verschiebungen imMikrotiming-Bereich, diese rühren aber daher,
35 Beim EQingwerden bestimmte Frequenzen/Frequenzbereiche des Frequenzspektrums angeho-
benoderabgesenkt.SowurdenbeidenVokalsamples imRefrainvon»Rapshit«dieBassfrequen-
zenvölligherausgefiltert.
36 Vorallemseitca.Mitteder2000ernahmdasArbeitenmitMikrotiming-Verschiebungenbzw.nicht
quantisiertenNotenzu.Diesist insbesondereaufdenverstärktenEinflussdesProduzentenJDilla
nachdessenTod2006zurückzuführen(vgl.Reynolds2009,o.S.).
37 Auch imKontextdesAlbums»PS3«, aufdem»Rapshit«enthalten ist, sinddie fehlendenSynko-
penundder »straighte«Rhythmusgegenüber eines Swing/Shuffle-Rhythmus eineAbweichung
derNorm.Doch imVergleich zudengenanntenProduzentenDiggaMindz (dessenSongsmeist
ein sehr starkes Swingfeelingbesitzen, z.B. »Zipflkepf«, 2013) oder Flip (dernebenSwingfeeling
vermehrtauchMikrotiming inseinenSongseinsetzt, vgl. »You’redrivingmewild«,2011)kannDJ
KingsProduktionsstilauchimAllgemeinenalseher»gerade«bezeichnetwerden.
Hip Hop aus Österreich
Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Title
- Hip Hop aus Österreich
- Subtitle
- Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Author
- Frederik Dörfler-Trummer
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5556-2
- Size
- 15.5 x 24.0 cm
- Pages
- 341
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Danksagung 7
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretische und methodische Ansätze 17
- 3. Geschichte der HipHop-Musik aus Österreich 25
- 3.1 Entstehung und Entwicklung der HipHop-Musik in den USA 26
- 3.2 Die vierphasige Einteilung der österreichischenHipHop-Geschichte 36
- 3.3 Ursprünge der österreichischen HipHop-Musik –Phase 1 (1981-1993) 37
- 3.4 Eine österreichische HipHop-Szeneentsteht –Phase2 (1992-1998) 49
- 3.4.1 Ghetto HipHop SoundSystem und Gainful Gallivants 51
- 3.4.2 Schönheitsfehler und die»Duck-Squad-Ära« 52
- 3.4.3 »DieKlass evon ’95«–Total Chaos, Texta und DasDampfendeEi 53
- 3.4.4 DasVermächtnis und Ende von DuckSquadPlatten 55
- 3.4.5 Aufkommen neuer (alter) HipHop-Labels und-Gruppen 56
- 3.4.6 Die aufkeimende HipHop-Szene in Linz 57
- 3.5 Zeit des Aufbruchs und Umbruchs–Phase3 (1998-2004) 58
- 3.6 Wachstum, Professionalisierung, Diversifikation–Phase4 (2005 bis heute) 80
- 4. Glokale HipHop-Kultur: Analyse der österreichischen HipHop-Szene und ihrer Musik 107
- 5. Resümee 287
- 6. Best of Listen österreichischer HipHop-Musik 293
- 7. Quellenverzeichnis 297
- Abbildungsverzeichnis 327
- Index 329