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172 HipHopausĂ–sterreich
wird immer wieder gezogen) miteinander verbunden werden. Es werden kaum
zusammenhängendeGeschichten erzählt oder bestimmteBotschaften vermittelt,
sondernUnterhaltungunddasVermittelneinesbestimmten(Lebens-)GefĂĽhlsbzw.
einerStimmung (vibes) indenVordergrundgestellt.DieReimtechnik ist sekundär
unddertypischeFlowistoftmalssehrabgehacktundsetztaufeinehäufigeVerwen-
dungvonTriolen (alsMigos-Flow74bekanntgeworden).Ad-libs75 stellenoftmalsein
wichtiges Gestaltungsmittel dar. Insgesamt lässt sich ein deutliches Brechenmit
bislang vorherrschendenHipHop-Normen (bspw.nicht Inhalt, sondern Formder
Vermittlung imVordergrund, teilweise veränderter UmgangmitHomosexualität
sowieMaskulinität etc.) ausmachen.
3. »DIY«(do it yourself)- und »Don’t give a f*ck«-Attitüde und -Ästhetik inmusikalischer
sowievisuellerHinsicht:76Speziell indererstenEtablierungsphasederSubgenres im
deutschsprachigen Raumdominierten oftmals billig produzierte und aufgenom-
mene (Gratis-)Mixtapes.AuchdieVideoswurdenvielfach ebensobillig hergestellt
undselbstodermit/vonFreundengefilmtundgeschnitten.
All die hier genanntenMerkmale finden sich in den vonmir unter Trap zusammen-
gefasstenSubgenresTrap-Rap,Swag-RapundCloud-Rapwiederbzw.warenwichtige
Elemente inderZeit ihererEtablierungimdeutschsprachigenRaum.Trap-undSwag-
Rap definieren sich vor allemdurch ihre Inhalte.Wie imgeschichtlichen Teil bereits
erläutert,drehtsichbeimnamensgebendenTrap-RapallesumdasHerstellenundVer-
kaufenvonDrogen,alsoallgemeinumdasLebeninder trap–wobeidiehierbehandel-
tenKünstlerInnendie trap (ähnlichdemBegriffdesGhettos)eheralsMetapherdennals
einenrealenOrtverwenden.BeiSwag-RapstehenReichtum,Konsum(bevorzugtwer-
den luxuriöseModemarkenwieGucci, Versace oder Louis Vuitton sowie teure Autos
genannt) und eine allgemein hedonistische Lebensweisemit Partys,Drogen, Alkohol
und (stetswilligen) Frauensowiedie eigene coolnesbzw.ebender eigene swag imMit-
telpunkt.VondenmusikalischenElementen sinddie beidenHipHop-Spielarten sehr
ähnlich,wobei–passendzudenInhalten–Trap-Raptendenzielldüsterundaggressiv
gehaltenist,währenddieMusikbeiSwag-RapeheraufParty(densogenannten turnup)
abzieltunddamitauchheiterebisverspielteMelodienimVordergrundstehenkönnen.
Cloud-Raphob sich zuBeginnvondenbeiden erstgenanntenSubgenresdahingehend
ab, dass er zusätzlich eine eigene Klangästhetikmitbrachte und auf visueller Ebene
vor allem in den ersten Jahren noch stärker auf eineDIY- und 1990er-Jahre-Ästhetik
74 DerMigos-FlowgehtaufdieUS-amerikanischeGruppeMigoszurĂĽckundwurdedurchderenSong
»Versace« (2013) bzw. dessenRemix populär gemacht. Für eineDiskussion zur Entstehung und
BedeutungdiesesFlows.bspw.dasInterviewdesProduzentenZaytovenmitDJVlad (vgl.VideoDJ
Vlad2017).
75 Ad-libssindkurze, improvisierteAusrufeodereinzelneWörter,diemeistamEndeeinerTextzeile
zumRapaufgenommenwerden. EinedetaillierteErklärungerfolgt imRahmenderAnalyse von
MoneyBoysSong»TrapHousemachtdieNumbers« (vgl.Kapitel4.1.3.4).
76 DieserletztePunktbeziehtsichvorallemaufdieAnfängedesTrap/Cloud-Rapimdeutschsprachi-
genRaum.SpeziellabderzweitenHälfteder2010erJahre isteinedeutlicheProfessionalisierung
inAufnahme-undVideotechnikauszumachen.
Hip Hop aus Ă–sterreich
Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Title
- Hip Hop aus Ă–sterreich
- Subtitle
- Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Author
- Frederik Dörfler-Trummer
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5556-2
- Size
- 15.5 x 24.0 cm
- Pages
- 341
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Danksagung 7
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretische und methodische Ansätze 17
- 3. Geschichte der HipHop-Musik aus Ă–sterreich 25
- 3.1 Entstehung und Entwicklung der HipHop-Musik in den USA 26
- 3.2 Die vierphasige Einteilung der österreichischenHipHop-Geschichte 36
- 3.3 Ursprünge der österreichischen HipHop-Musik –Phase 1 (1981-1993) 37
- 3.4 Eine österreichische HipHop-Szeneentsteht –Phase2 (1992-1998) 49
- 3.4.1 Ghetto HipHop SoundSystem und Gainful Gallivants 51
- 3.4.2 Schönheitsfehler und die»Duck-Squad-Ära« 52
- 3.4.3 »DieKlass evon ’95«–Total Chaos, Texta und DasDampfendeEi 53
- 3.4.4 DasVermächtnis und Ende von DuckSquadPlatten 55
- 3.4.5 Aufkommen neuer (alter) HipHop-Labels und-Gruppen 56
- 3.4.6 Die aufkeimende HipHop-Szene in Linz 57
- 3.5 Zeit des Aufbruchs und Umbruchs–Phase3 (1998-2004) 58
- 3.6 Wachstum, Professionalisierung, Diversifikation–Phase4 (2005 bis heute) 80
- 4. Glokale HipHop-Kultur: Analyse der österreichischen HipHop-Szene und ihrer Musik 107
- 5. ResĂĽmee 287
- 6. Best of Listen österreichischer HipHop-Musik 293
- 7. Quellenverzeichnis 297
- Abbildungsverzeichnis 327
- Index 329