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116 | Kommunen im Klimawandel
die Besonderheiten einer gouvernementalen Analyseperspektive darlege. Daran an-
schließend gebe ich einen Überblick zum aktuellen Stand der Forschung im Bereich
der „Öko- bzw. Klimagouvernementalität“, bevor ich dann meinen eigenen, auf Re-
gierungspraktiken fokussierten und um Erkenntnisse aus der Praxistheorie ergänzten
Zugang mit seinen zentralen Untersuchungskategorien erläutere.
GOUVERNEMENTALITÄT
„[G]overnmentality“ […] deals with how we think
about governing, with the different mentalities of
government.
(Dean 1999: 16)
Das Konzept der Gouvernementalität wurde Ende der 1970er Jahre vom französi-
schen Philosophen Michel Foucault in seiner Rolle als Professor für „Geschichte der
Denksysteme“ im Rahmen einer Vorlesungsreihe („Sécurité, Territoire, Population“
und „La Naissance de la Biopolitique“) am Collège de France in Paris entwickelt.
Der Begriff kann zum einen als Neologismus aus den französischen Wörtern „gou-
verner“ (= regieren) und „mentalité“ (= Denkweise) oder auch als Ableitung vom
französischen Adjektiv „gouvernemental“ (= die Regierung betreffend) verstanden
werden (Lemke 2007). Im Allgemeinen befasst sich die Gouvernementalitätsfor-
schung also damit, wie und warum bestimmte Denk- und Handlungsweisen im Pro-
zess der Regierung zur Anwendung kommen. Foucault (2012: 46) spricht daher von
Gouvernementalität auch als der „Kunst des Regierens“. Aufgrund seines frühen To-
des 1984 blieben Foucaults Ausführungen zur Gouvernementalität allerdings recht
fragmentarisch. Foucault (2012: 64) selbst verstand
„[u]nter Gouvernementalität […] die Gesamtheit, gebildet aus den Institutionen, den Verfah-
ren, Analysen und Reflexionen, den Berechnungen und den Taktiken, die es gestatten, diese
recht spezifische und doch komplexe Form der Macht auszuüben, die als Hauptzielscheibe die
Bevölkerung, als Hauptwissensform die politische Ökonomie und als wesentliches technisches
Instrument die Sicherheitsdispositive hat“.
Erst Anfang der 1990er Jahre hielt die Kategorie der Gouvernementalität Einzug in
die englischsprachige Forschungsgemeinschaft durch Herausgabe des Buches „The
Foucault Effect: Studies in Governmentality“ (Burchell et al. 1991), welches neben
einer Serie von Essays zur Gouvernementalität auch Übersetzungen von zwei Vorle-
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Title
- Kommunen im Klimawandel
- Subtitle
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Author
- Nanja Nagorny-Koring
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Size
- 15.4 x 23.0 cm
- Pages
- 324
- Categories
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Table of contents
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315