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28 Akteure in Agrarsystemen
Tabelle 1.1 : Erfasste Entschuldungsakten und Hofkarten
AGB Entschuldungs-akten Hofkarten Kleinbetriebs-
listen Summe
Kirchberg/Pielach 276 – – 276
Litschau 492 202 306 1.000
Matzen 365 425 124 914
Mank 190 396 279 865
Summe 1.323 1.023 709 3.055
Anmerkung : Die Entschuldungsakten der AGB Kirchberg/Pielach, Litschau und Matzen wurden voll-
ständig, die Entschuldungsakten des AGB Mank sowie die Hofkarten und Kleinbetriebslisten aller
AGB wurden für ausgewählte Gemeinden (AGB Mank : Bischofstetten, Grimmegg, Plankenstein, Pöl-
lendorf, Ritzengrub, St. Gotthard, St. Leonhard am Forst und Texing, AGB Matzen : Auersthal, Rag-
gendorf und Weikendorf, AGB Litschau : Finsternau, Großradischen, Haugschlag, Heidenreichstein,
Hirschenschlag und Loimanns) erhoben.
Gerichtsakten stellen eine weitere akteurbezogene Quellengattung dar. Sie doku-
mentieren von offiziellen Normen abweichende Praktiken ; darüber hinaus lassen
sie Spannungsfelder zwischen den Strategien von Angehörigen ländlicher Haus-
halte und den Strategien der beteiligten Behörden ermessen.131 Aus den Tausen-
den von Erbhofgerichtsverfahren wurden jene 513 Fälle, die auch Verfahrensak-
ten enthielten, hinsichtlich wichtiger Merkmale in einer Datenbank erfasst. Einer
genaueren Betrachtung unterzogen wurden die 93 Fälle des Amtsgerichtsbezirks
(AEG) Eggenburg, der sowohl Gemeinden mit vorwiegender Praxis der ungeteil-
ten Hofübergabe als auch Gemeinden mit häufiger Realteilungspraxis umfasst, so-
wie 28 Fälle von Verfahren betreffend die „Bauernfähigkeit“.132 Sondergerichtsver-
fahren aufgrund der Kriegswirtschaftsverordnung beleuchten die inoffizielle Seite
der offiziellen „Marktordnung“. Die Aktenbündel umfassen nicht nur die knappen
Anklageschriften, Verhandlungsprotokolle und Urteile, sondern auch die umfang-
reichen Ermittlungsakten. Nach der Identifikation der projektrelevanten Fälle im
etwa 10.000 Akten umfassenden Bestand der Sondergerichte im Oberlandesge-
richtsbezirk Wien wurden 131 Verfahren mit 206 Beschuldigten aus agrarischen
Milieus hinsichtlich zentraler Merkmale in einer Datenbank erfasst.133
Hofkarten, Entschuldungsakten und Gerichtsakten bilden den zentralen Quel-
lenkorpus dieser Studie auf Personen- und Hofebene ; ergänzend kommen weitere
akteurbezogene oder auf höheren Beobachtungsebenen angelegte Quellen hinzu.
Schriftliche und mündliche Selbstzeugnisse wie die Briefe eines bäuerlichen Hof-
besitzers134 und Interviews mit ausländischen Zwangsarbeitern und Zwangsarbei-
terinnen135 lassen einzelne Akteure plastisch werden. Die Arisierungsakten der Be-
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Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Schlachtfelder
- Subtitle
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Author
- Ernst Langthaler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 948
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937